München – Unangenehm sind sie ja, diese Corona-Tests, aber was sein muss, muss sein. Nach drei Uhr morgens war es gestern, als die Bayern-Profis die letzte Hürde dieses unfassbar langen Tages genommen hatten. Als die Stäbchen in Nase und Rachen geschoben wurden, hatte das Team von Hansi Flick schon 90 harte Minuten gegen Lokomotive Moskau, einen dreistündigen Flug und einen Transfer vom Flughafen in den Knochen. Dann aber ging es endlich nach Hause. Es ließ sich gut schlafen in dem Gewissen, als Tabellenführer der Champions-League-Gruppe A drei weitere Punkte auf dem Konto zu haben – und zur Not auch mal dreckig gewinnen zu können.
„Abhaken – und jetzt bereiten wir uns auf Köln vor“, hatte Hansi Flick direkt nach dem 2:1 im zweiten Gruppenspiel gesagt, und das meinte der Coach auch so. Schimpfen über die zahlreichen zugelassenen Chancen, hadern mit den wenig souveränen Phasen der Partie gegen Lok? Hätte man machen können, die Bayern entschieden sich aber im Kollektiv dafür, das Gute an diesem anstrengenden Tag herauszustellen. Flick also lobte stellvertretend „die Moral, dass man, auch wenn der Gegner ein bisschen die Oberhand gewinnt, trotzdem die Qualität hat, das 2:1 zu machen.“ Tugenden, die durchaus wichtig sein können in den kommenden eineinhalb Wochen, in denen drei weitere Partien fernab der Heimat anstehen.
Am Samstag geht es nach Köln, am Dienstag nach Salzburg, ehe der Liga-Clasico gegen Borussia Dortmund der krönende Abschluss vor der Länderspielpause sein wird. Man kann sich darauf einstellen, dass ähnliche Spiele warten, defensive Gegner auf Konterchancen lauern und hoffen, die Überflieger aus München irgendwie zu verwunden. Dass der Triple-Sieger am Dienstag darin bestätigt wurde, „immer an uns zu glauben“ und „diesen Spirit in der Mannschaft zu haben“, ist laut Manuel Neuer da nur von Vorteil. Man wisse allerdings auch, führte der Kapitän aus, dass man sich auf die Siegermentalität „nicht verlassen“ könne – „sondern wir immer wieder aufs Neue etwas dafür tun müssen“. Auswärtsspiel für Auswärtsspiel.
Vor mehr als 8000 Zuschauern in Moskau war es Joshua Kimmich, der stellvertretend für den unbedingten Willen und das Selbstvertrauen der Triple-Bayern stand. Der Siegtreffer fiel spät, elf Minuten vor Schluss, „das müssen wir früher machen“, sagte der Torschütze. Er sprach auch von „wirklich Glück“, dass das Team von Marko Nikolic aus zahlreichen guten Gelegenheiten nur ein Tor erzielte. Die Bezeichnung „dreckiger Arbeitssieg“, die Flick bemühte, war mehr als treffend. Aber auch so etwas muss nach all den souveränen Auftritten – zuletzt 4:0 gegen Atletico, 5:0 gegen Frankfurt (Kimmich: „unser Anspruch“) – ja mal drin sein.
„Entscheidend“ ist für den Coach sowieso nur, „wie wir als Team arbeiten“. Und das, sagte Flick, „haben wir wieder gemacht“. Die Abstimmung fehlte oft, aber jeder haute sich rein. Diejenigen, die in der Startelf standen, aber auch Serge Gnabry, Javi Martinez und Douglas Costa, die später kamen – und die Angeschlagenen ersetzten.
Ein wenig bange geht der Blick bis Samstag auf Thomas Müller (muskuläre Probleme) und Leon Goretzka (Wade). Flick ging zwar zunächst nicht davon aus, „dass es schlimme Verletzungen sind“, aber man muss das Duo natürlich beobachten. Ab heute dann, also: wenn alle wieder ausgeschlafen sind.