Heimspiel-Phobie? Ach was!

von Redaktion

Löwen-Trainer Köllner lässt sich von der Statistik nicht beirren

VON LUDWIG KRAMMER

München – Wer solche Spiele gewinnt, der muss am Ende aufsteigen! So – oder so ähnlich – klangen die Kommentare, wenn man sich Ende Mai unter Löwen-Fans umhörte. Zum Neustart nach fast dreimonatiger Corona-Pause hatten die Sechziger den MSV Duisburg mit 3:2 zurück in den Pott geschickt; Dennis Dressel, Efkan Bekiroglu und Prince Owusu drehten den 0:2-Rückstand gegen den damaligen Tabellenführer in einen Triumph, der die Löwen erstmals in dieser Saison auf Relegationsplatz drei katapultierte.

Das Ende vom Lied ist bekannt. Nach weiteren vier Siegen, einem Unentschieden und fünf Niederlagen stand unterm Strich Tabellenplatz acht. Eine Erklärung für die verpasste Aufstiegs-Chance: die beiden Heimniederlagen gegen die direkten Konkurrenten aus Würzburg (1:2) und Rostock (0:1), als den Löwen ohne die Fan-Unterstützung von den Rängen kein Aufbäumen mehr gelang. Auch in der neuen, bislang so erfreulichen Saison kann von einem blauen Heimvorteil keine Rede sein. Drei der vier Siege gelangen 1860 auf fremden Plätzen, zu Hause gab’s einen Dreier (Lübeck), ein Remis (Magdeburg) und eine Fahrkarte (Saarbrücken). „Ausgerechnet zu Hause fremdeln die Löwen, seit die Tribünen Corona-bedingt leer bleiben“, urteilte der „kicker“ in seiner Online-Spieltagsvorschau.

Michael Köllner juckt’s eher wenig. „Ich bin sicher nicht derjenige, der uns eine Heimspiel-Phobie ins Hirn reinlegt“, sagte der Löwen-Trainer am Freitag auf entsprechende Nachfragen. „Mich ärgert die zweite Halbzeit in Rostock genauso wie die erste gegen Saarbrücken.“ Anders gesagt: Tatkraft ist keine Frage des Ortes, sondern der Einstellung. Köllners Ansage: „Wenn wir gegen Duisburg nicht gewissenhaft spielen, dann werden die uns am Samstag den Hintern versohlen!“ Von ersatzgeschwächten Gästen will der 1860-Coach nichts wissen. „Ich werde nicht ins Lied ,Die armen Duisburger’ einstimmen, meinte Köllner mit Blick auf die beiden jüngsten Corona-Fälle beim MSV. „Die haben einen breiten Kader, für mich einen Aufstiegskader. Und sie werden mit Sicherheit eine starke Mannschaft an den Start bringen.“ Larifari-Prophylaxe fürs eigene Team, eine „Gmahde Wiesn“-Warnung Richtung Fans: „Wer ernsthaft glaubt, dass wir im Winter schon die ersten Biere aufmachen und probeweise auf den Aufstieg anstoßen, der ist falsch unterwegs. Wir beschäftigen uns nicht mit Szenarien.“

Die Aufstellung ausgenommen. Nach Lage der Dinge ist in der Startelf gegenüber dem 2:0 in Haching mit keiner Änderung zu rechnen. Stefan Lex hat nach überstandenen Muskelproblemen noch Trainingsrückstand. „Wir sollten bei ihm keine wilden Dinge veranstalten“, sagte Köllner in der Zoom-Pressekonferenz: „Die Möglichkeit, dass er spielt, ist eher gering. Einen Startelf-Einsatz kann ich ausschließen.“

Bedeutet: Mattersburg-Zugang Martin Pusic düfte eine weitere Chance von Anfang an bekommen. Köllner bescheinigte dem Austro-Kroaten eine mehr als ausreichende Leistung im Sportpark. „Natürlich hätte er uns mit seiner Chance zum 2:0 früher erlösen können, so hat’s halt der Sascha gemacht.“ Ein paar lobende Worte noch zu Daniel Wein („überragendes Spiel“) und Marco Hiller („kann Spiele gewinnen“), dann war genug geredet. „Das war die Dreiviertelstunde Freitagscomedy mit Michael Köllner“, schloss Köllner lächelnd. Ob die Samstagsgaudi mithalten kann?

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