Handelfmeter kosten Punkte

Luxusprobleme des Fußballs

von Redaktion

HANNA RAIF

Es gab schon Bundesliga-Manager – auch in der laufenden Saison –, die haben vor dem Duell mit den Bayern hinter verschlossenen Türen gesagt: „Wir lassen das jetzt einfach über uns ergehen.“ Ein Spiel gegen den Branchenbesten in Topform endet meist klar und deutlich. Dass hingegen eines gegen eine müde B-Elf aus München durchaus spannend sein kann, durfte nun der 1. FC Köln beweisen. Bis zum Schluss mussten die Bayern um ihr 2:1 zittern. Und womöglich wäre es noch knapper geworden – wäre da nicht dieser Pfiff ertönt.

Der Frust bei den Kölnern saß am Samstag tief, verständlich. Denn neben der Niederlage und der Tatsache, dass das Team von Trainer Markus Gisdol bisher in jedem Heimspiel einen Elfmeter gegen sich hinnehmen musste, wurmten gegen die Bayern die Umstände der Entscheidung des Schiedsrichtergespanns. Der Satz von Hansi Flick – „Uns hat der Elfmeter in der Situation geholfen“ – war bezeichnend. Der Bayern-Coach bewertete die Szene lieber nicht, denn dann hätte auch er zugeben müssen, dass diese Regel, die den Fußball seit Jahren beschäftigt, nach wie vor kaum nachzuvollziehen ist.

Zwei Handelfmeter hat es an diesem 6. Spieltag gegeben, dass es die sieglosen Kellerkinder Schalke und Köln traf: unglücklich. Beide waren berechtigt, wenn man die aktuelle Regel heranzieht. Aber mindestens einer wäre zumindest streitbar gewesen, hätte man den alten Maßstab angelegt. Um in Köln zu bleiben: Marius Wolf hatte noch versucht, den Arm anzulegen, Serge Gnabry aber war schneller. Absicht? Bewegung zum Ball? Nicht zu erkennen. Aber halt Hand. Und das reicht schon.

Handelfmeter – das Unwort begleitet auch diese Spielzeit, weil zu viele Faktoren zu viel Handlungsspielraum lassen. Wenn dann auch noch der Videoschiedsrichter eingreift, herrscht schnell Chaos. Diese Regel zu überdenken, ist überfällig. Allerdings ist es irgendwie derzeit auch müßig, als Fußballer über einzelne Szenen zu schimpfen. Zur Erinnerung: Anderen Sportlern geht es deutlich schlechter, sogar schlechter als Schalke und Köln. Sie zittern angesichts des Lockdowns um ihre Existenz – und würden sich Regel-Dispute nur wünschen.

Hanna.Raif@ovb.net

Artikel 1 von 11