Imola – Der deutsche Boulevard nahm es regelrecht persönlich: Wie kann es sein, dass Ferrari-Partnerteam Alfa Romeo „unseren Schumi“ nicht haben will? So oder ähnlich war die Stimmung, die in der deutschen Yellow Press verbreitet wurde, als das ehemalige Sauber-Team, das jetzt unter der Fuchtel von Maranello steht, die Vertragsverlängerung mit dem finnischen Altstar Kimi Räikkönen und dem Italiener Antonio Giovinazzi vergangene Woche bekannt gaben. Und nicht – wie erwartet – die Verpflichtung von Mick Schumacher.
Doch die Ferrari-Macher, quasi die sportlichen Erziehungsberechtigten ihres Juniors mit dem legendären Nachnamen, haben schon vor der Verkündung ihres Sattelitenteams die Weichen für Mick Schumacher gestellt. Man hatte schon vorher beschlossen, die Zusammenarbeit mit dem anderen Partnerteam, nämlich Haas, zu vertiefen. Ein Teil dieses Abkommens beinhaltet die Fahrerfrage, die Möglichkeit, einen Piloten nach Wunsch platzieren zu können. Und das soll und wird Mick Schumacher sein.
Fest steht: Bei Alfa Romeo ist die Tür zu. Für Mick Schumacher (21) bleibt in der Tat nur noch das Haas-Team, wenn er 2021 in der Formel 1 fahren will. Dort sind beide Cockpits vakant. In Insiderkreisen gilt aber als sicher: Ein Auto geht an den jungen Russen Nikita Mazepin, dessen Vater Dmitri mit einer millionenschweren Mitgift winkt. Das andere an den jungen Deutschen.
Hintergrund: Ferrari hat nur noch ein offenes Cockpit für die drei Ferrari-Junioren Schumacher, Callum Ilott (21/Großbritannien) und Robert Shwartzmann (21/Russland). „Es ist nicht für jeden Platz“, bestätigt auch Ferrari-Teamchef Mattia Binotto, der als oberster Chef des Ferrari-Juniorteams die endgültige Entscheidung über die Zukunft seiner Schützlinge fällt. „Sie werden noch einmal eine Chance haben, in Abu Dhabi am Freitagstraining teilzunehmen und danach an den Young Driver Tests. Die Entscheidung wird aber davon abhängen, wie sie sich bisher geschlagen haben und welches Potenzial sie haben. Unser Ziel ist nicht, sie in die Formel 1 zu bringen, sondern am Ende in eines der roten Autos.“
Wie unsere Zeitung erfuhr, ist die Entscheidung bereits gefallen, dass Mick Schumacher in der kommenden Saison für Haas in der Königsklasse fährt. Nicht nur, weil er die Meisterschaft der prestigeträchtigen Nachwuchsserie zwei Wochenenden vor Schluss anführt. Ilott liegt 22 Punkte hinter dem Deutschen auf Rang zwei, Shwartzman als Neuling weitere 29 Zähler dahinter auf Rang fünf. Doch noch ein viel gewichtigeres Argument spricht für Mick: Der Formel-2-Titel würde ihm eine weitere Saison in der Nachwuchsklasse versperren. Denn laut Regelwerk darf der Formel-2-Meister keine weitere Saison in der Serien absolvieren. In Paragraph 26.1. steht geschrieben: „Kein Gesamtsieger darf an zwei aufeinanderfolgenden Saisons in der Formel 2 teilnehmen.“ Eine Titelverteidigung ist damit nicht möglich. Die Serie soll nämlich als Kaderschmiede dienen – und so auch die Förderer der siegreichen Piloten zwingen, den nächsten Schritt zu wagen.
Für Ferrari heißt das: Wenn Mick Schumacher tatsächlich den Formel-2-Titel holt, bleibt nur der Aufstieg in die Königsklasse – oder aber ein Seitwärtsschritt in die Formel E oder Indycar-Serie. Die beiden letztgenannten Alternativen kämen jedoch einem Szenario gleich, das von keiner der beteiligten Parteien gewünscht wird.
Hinzu kommt: Die Formel-1-Vermarkter wünschen sich den großen Namen Schumacher, der weltweit Aufmerksamkeit auf sich zieht, so schnell wie möglich in ihrer Königsklasse. Die rasche Beförderung des 21-jährigen Deutschen ist also nur logisch. Wozu auch die aktuellen Aussagen von Haas-Teamchef Günther Steiner passen. Demnach befinden sich die Fahrerverträge für die neue Saison „auf der Zielgeraden“, sagte Steiner bei RTL. Bereits zuvor hatte der Südtiroler um Schumacher junior geworben: „Der Name Schumacher ist in der Formel 1 einer der größten überhaupt. Mick fährt auch sehr gut, führt die Formel 2 an. Wer würde nicht einen Schumacher wollen, vor allem in dieser Form?“ RALF BACH