Gespaltenes Eishockey

Die Kleinen sind die Kreativeren

von Redaktion

GÜNTER KLEIN

Das Eishockey hat in dieser Sommerpause, die sich ja nun schon hinzieht bis nahe an den Winter, viel Spott abbekommen. Zunächst war da der Werbedeal der Deutschen Eishockey-Liga (DEL), die ihre Namensrechte an eine Supermarktkette veräußerte, die nicht vom zahlungskräftigsten Publikum aufgesucht wird. Die DEL braucht jeden Penny. Dieser Tage betrafen die Witzeleien den Deutschen Eishockey-Bund (DEB) und seine Nationalmannschaft, die eine Dating-Plattform als Werbepartner gewonnen hat. „Auch in Zeiten von Kontaktbeschränkungen bietet C-Date mit der Live-Chat-Funktion die Möglichkeit für unverbindliches und sinnliches Dating“, heißt es in der Presseerklärung. Der noch eine folgte: Auch ein Farbenhersteller engagiert sich. Praktisch – so kann der Nationalspieler eine frisch gestrichene Wohnung präsentieren, wenn er sein Date überzeugt, zu ihm nach Hause zu kommen.

Doch lassen wir die Späße. Es sind ja gute Zeichen, dass die Liga, obwohl sie seit dem Saisonabbruch im März nichts zu bieten hatte, einen großen Sponsoring-Deal abschließen konnte, und dass auch die Nationalmannschaft nicht vergessen ist und nach wie vor als attraktiver Transporteur welcher Botschaften auch immer angesehen wird. Jedenfalls ist klar: Eishockey soll seinen Platz haben, wenn das Leben sich wieder normalisiert.

Dafür muss das Eishockey jedoch auch etwas in der Corona-Zeit tun. Erstaunlich, dass diejenigen die Kreativeren sind, die man sonst als die Sorgenkinder in der Struktur ausgemacht hatte, nämlich DEL2 und Oberliga, Sie gehen an diesem Wochenende trotz der Einschränkungen, ohne Zuschauer im Stadion spielen zu müssen, an den Start. Der DEB, der bei den beiden höchsten Profiligen außen vor ist und vor allem Nationalteams und U-Bereich verantwortet, drückte unbeirrt seinen Deutschland Cup durch, fand für das Turnier trotz zahlreicher Absagen potenzieller Gegner eine geistreiche Lösung.

Jetzt steht nur noch die Entscheidung der DEL aus, der Spitzenorganisation des deutschen Eishockeys. Den Wiedereinstieg in Training und Spiele hat ihr der Rechteinhaber Telekom mit einem Cup-Wettbewerb eröffnet, die Spieler verzichten an manchen Standorten nun schon auf die Hälfte des Gehalts. Der Druck auf die Clubs, sich zu einer Saison aufzuraffen, wächst. Sonst bliebe es nicht bei sanftem Spott der Fans wie bei kuriosen Werbepartnern.

Guenter.Klein@ovb.net

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