Der Rätselhafte

von Redaktion

Der nach einem Dopingskandal tief gestürzte Ex-Langlaufstar Johann Mühlegg wird 50

Lahti – Wie und wo Johann Mühlegg am Sonntag seinen 50. Geburtstag feiert, ist nicht bekannt. Ebenso wenig, wie der rätselhafteste und umstrittenste Skilangläufer der Geschichte heute über alles denkt. Denn Johann Mühlegg schweigt. Seit Jahren.

Was er heute macht, ist zumindest halbwegs nachvollziehbar: Mit Immobilien handelt der gebürtige Allgäuer in der Küstenstadt Natal im Norden Brasiliens, so der letzte Stand der Dinge. Skilanglauf, das alte Leben, ist weit weg. Sein Weg vom Jahrhunderttalent zum Dopingsünder aber wird beispiellos bleiben.

„Johann hätte die Langlauf-Welt über Jahre beherrschen können“, sagte Ex-Bundestrainer Jochen Behle einmal. „Er hat so viel Begabung mitgebracht, er hat so viel verbockt.“ Das Unheil begann, als Mühlegg nur noch in Begleitung seiner portugiesischen Putzfrau auftrat. Mühl-egg nannte sie „die Gnade“, die sein „Retter und Führer in allen Lebenslagen“ sei. Durch diese habe der „ewige Vater“ ihm mitgeteilt, dass Bundestrainer Georg Zipfel ihn verflucht habe und ihm nach dem Leben trachte. Der dem Aberglauben verfallene Mühlegg reiste fortan mit von „Gnaden“-Hand geweihtem Wasser an, „die ganze Geschichte war sein Untergang“, sagte Behle.

Mühlegg war letztlich nicht mehr tragbar, 1998 kam der Rausschmiss beim DSV, 1999 der Wechsel zum spanischen Verband. 2001 bei der WM in Lahti holt Mühlegg Gold über 50 km, bei den Winterspielen in Salt Lake City 2002 wird der Wahlspanier dreifacher Olympiasieger – und des Dopings überführt. Er verliert seine Goldmedaillen, wird zwei Jahre gesperrt. Mühl-eggs Karriere ist mit diesem Megaskandal beendet.

2006 taucht er ab. Die schwedische Zeitung „Expressen“ spürt Mühlegg 2014 in Natal auf. Es existiert ein 60-sekündiger Video-Mitschnitt, seine vielleicht letzte öffentliche Erklärung überhaupt. „Ich will über das, was gewesen ist, nicht sprechen“, sagt er: „Ich habe diese Welt für immer verlassen.“  dpa

Artikel 3 von 11