München – Eigentlich wäre es ein Grund zum Feiern. Die Basketballer des FC Bayern starten in ihre zehnte Bundesliga-Saison, zeitgleich auch das zehnte Jahr in Folge in ihrer sportlichen Heimat, dem Audi Dome. Doch wenn die Truppe von Coach Andrea Trinchieri am Sonntag (18 Uhr/MagentaSport) Rasta Vechta empfängt, wird es kein großes Aufsehen ob des Jubiläums geben. Die Bayern und die gesamte Liga atmen vorerst auf, dass nach einer quälend langen Pause wieder nationaler Basketball gespielt werden kann.
„Es wird eine besondere Saison für uns alle“, sagt Geschäftsführer Marko Pesic. Das zeigt gleich der erste Spieltag. Aufgrund mehrerer Corona-Tests und verordneter Quarantäne für das ganze Team mussten drei Spiele zum Auftakt verlegt werden. BBL-Geschäftsführer Stefan Holz sagte schon Ende Oktober, es stehe „in keinem Verhältnis, wenn eine ganze Mannschaft mit 20 Leuten für zwei Wochen wegsperrt wird. Wenn das die Regel wird, funktioniert es definitiv nicht mehr.“ In der Liga erhofft man sich mehr Flexibilität von den Gesundheitsämtern, im Fußball klappt es ja schließlich auch, dass Partien trotz infizierter Spieler stattfinden können. Basketball-Experte Michael Körner wünscht sich im Gespräch mit unserer Zeitung: „Die zuständigen Gesundheitsämter der Vereine sollten eine einheitliche Vorgehensweise festlegen, wie damit umgegangen wird, wenn ein Spieler positiv getestet wird.“
Da parallel zu den nationalen Ligen auch die europäischen Wettbewerbe schon gestartet sind, würde eine hohe Anzahl von Spielverlegungen zu einem Terminchaos führen.
Das bestimmende Thema in der BBL ist natürlich auch weiterhin die Zulassung von Zuschauern in den Stadien. Fans sind überlebenswichtig und die Existenzgrundlage für jeden Verein. „Eine komplette Saison ohne Zuschauer wird auch der FC Bayern Basketball nicht durchstehen können, da wir hier finanziell bereits jetzt an Grenzen stoßen“, sagt Pesic. Die Münchner denken daher schon über den November hinaus. Bei den beiden Heimspielen in diesem Monat will man weiter an dem Hygienekonzept feilen, zudem in engem Kontakt mit den Behörden und der Politik bleiben. „Am 1. Dezember ist das Virus nicht weg. Was passiert dann? Ist Sport nicht ein Bereich, der vor allem auch Jugendlichen wieder etwas Aktivität und Attraktivität zurückgeben kann?“, fragt Pesic, „wir müssen den Sport den Leuten wieder näherbringen.“
Doch nicht nur beim ersten BBL-Spiel der neuen Saison müssen die Bayern ihre Fans zunächst weiter vor dem TV begeistern. Eine Saison, in der trotz aller Planungsunsicherheiten natürlich die Meisterschaft das klar Ziel ist. Gerade nach dem unglücklichen Ausscheiden im Finalturnier im Audi Dome. „Wir gehen mit den höchsten Erwartungen in die Saison. Die Mannschaft ist so konzipiert, dass wir bis zum Ende spielen“, sagt Nihad Djedovic. Der Kapitän warnt jedoch auch, dass die Pokal-Pleite gegen Bayreuth gezeigt habe, wie schnell „eine doppelte Belastung“ zu einer Niederlage führen kann. Müde Beine werden die Münchner noch häufiger beschäftigen, doch der Trinchieri-Kader ist auch in der Breite stark. Pesic freut sich, dass man aus einer komplizierten Situation das Maximum rausholen konnte.
Die Neuverpflichtungen überzeugen unter Dirigent Trinchieri. Unter anderem auch Nick Weiler-Babb. Der 24-Jährige kam von Ludwigsburg – Münchens Endstation im Finalturnier –, kennt Spiele ohne Zuschauer also schon bestens. Doch Babb ist sich sicher: „Auch am Sonntag wird es wieder seltsam sein.“
Auch die Bayern können eine Saison ohne Zuschauer finanziell nicht stemmen