Stresstest für die Bayern

von Redaktion

Mit Corona-Sorgen, Alaba-Wirbel und Länderspiel-Last zum BVB

VON JOSÉ C. MENZEL LÓPEZ

München – Der junge Thomas Müller hätte in diesen Tagen gerne die Zeitung aufgeschlagen, um ja gar kein Detail über seinen „FC Hollywood“ zu verpassen. Sportlich legen die Bayern um den längst erwachsenen Thomas Müller durchaus filmreife Auftritte hin, speziell in den vergangenen Tagen war jedoch auch abseits des Platzes mal wieder so einiges geboten. Unter der Woche sorgten Hasan Salihamidzic, Herbert Hainer und nicht zuletzt David Alaba für weitere Kapitel der Endlos-Saga um die Vertragsverlängerung des Österreichers, es folgte etwas Aufregung um die (in ersterem Fall womöglich erneut falsch) positiven Corona-Tests von Niklas Süle und Joshua Zirkzee. Und das alles vor dem Schlagerspiel an diesem Samstagabend bei Borussia Dortmund (18.30 Uhr, Sky).

Für einen wie Hansi Flick, der in seiner täglichen Arbeit mit und an seiner Mannschaft vielmehr auf die eintönige Ruhe einer Arte-Doku steht, waren es in der Tat knifflige Tage. Dass der Trubel dem Cheftrainer der Münchner mächtig gegen den Strich geht, hatte er bereits vor der Fahrt nach Salzburg am Montag kundgetan. Er sei „alles andere als glücklich“, dass man sich in einer solch „schweren Woche“ mit derartigen Dingen befassen müsse, ärgerte sich der 55-jährige Fußballlehrer. Vier Tage später, diesmal bei der Presserunde vor dem Spiel in Dortmund, war Flick wieder im nüchternen Modus unterwegs. Das Motto: viel Information, wenig Emotion. „Als Trainer muss man immer mit allem kritisch umgehen, aber es ist schon herausragend, was wir in den letzten Wochen geleistet haben“, lobte er. Tabellenführer, neun Siege in Serie – ist doch alles so schön langweilig immer!

Warum sich auch groß ärgern über etwas, das man ohnehin nicht ändern kann. Hansi Flick weiß das. Und seine Kunst liegt bisweilen darin, eben jene Mechanismen im Münchner Fußball-Hollywood nicht zu potenzieren, sondern den FC Bayern als das zu behandeln, was er in seinem Kern ist: ein Sportverein. Dass seine Spieler ab kommender Woche mit ihren jeweiligen Nationalmannschaften wieder um den Corona-Globus jetten? Ist nun mal so. Man sei mit den Verbänden im Austausch, man stehe „der Sache jedoch offen und positiv gegenüber, weil jeder einzelne Spieler gerne für sein Land spielt“, so Flick. Lediglich im Falle des Kameruners Eric Maxim Choupo-Moting gäbe es noch letzte Details zu klären, der Rest dürfe reisen. Dass seine Mannschaft in der laufenden Spielzeit bereits 15 Gegentreffer kassiert hat? „Wir würden gerne weniger Tore erhalten“, so der Trainer. „Man muss aber auch das Positive sehen: Bis auf Hoffenheim haben wir alle Spiele gewonnen.“

Unter Flick ruht ein sonst so rastloser Club wie der FC Bayern in sich. Und wenn er es mal in einer Woche wie dieser nicht tut, so dominiert er den Prozess der Entschleunigung wie kein Zweiter. Für das Topspiel gegen die Borussia wendet Flick, der dafür wieder auf den genesenen Leon Goretzka zurückgreifen kann, übrigens dasselbe Prozedere an. Dass vom Dortmunder Sturmjuwel Erling Haaland bei zehn Toren in zehn Partien diese Saison die wohl größte Gefahr auf schwarz-gelber Seite ausgeht, ist dem Cheftrainer bei der aktuellen Anfälligkeit seiner Hintermannschaft bewusst. Seiner Mannschaft gab er jedoch Folgendes mit auf den Weg: „Er ist nicht der Einzige, auf den wir aufpassen müssen.“ Der BVB sei insgesamt „eine herausragende Mannschaft. Die Mentalität, der Siegeswille sind einfach top. Es ist schon herausragend, was wir in den letzten Wochen und Monaten geleistet haben.“

Für Flick ist es der vorerst letzte Stresstest einer bewegten Woche. Danach ist erst mal Länderspielpause angesagt, was sich auch auf die Schlagzeilendichte rund um den FC Hollywood auswirken dürfte. Schade eigentlich. Nicht wahr, Herr Müller?

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