Das Eishockey gewinnt 500:0

von Redaktion

Nationalteam beim Deutschland Cup nur Zweiter – aber Anti-Corona-Konzept bewährt sich

VON GÜNTER KLEIN

Krefeld – Alles im Eishockey ist ja gerade (verspätete) Saisonpremiere, in der DEL2 und der Oberliga, die angefangen haben mit ihrem Betrieb um Punkte. Und auch bei der Nationalmannschaft: Erste Länderspiele, erste Verlängerung, erste kleine sportliche Enttäuschung: Sie verlor das Finale um den Deutschland Cup gegen das am Tag zuvor mit 2:0 bezwungene Lettland am Sonntag mit 2:3 in der Overtime. Das einzige auswärtige Team, als Ersatzteilnehmer erstmals dabei, freute sich aufrichtig, dass es die Vase in Empfang nehmen durfte. Die Bilder des ausgelassenen Jubels, egal von wem, geben dem Eishockey Optimismus: Es ist auch in Zeiten einer Pandemie möglich, diesen Sport mit seinen engen Kontakten zu betreiben und irgendwann die Umstände auszublenden: Leben in der Blase, sich regelmäßig testen lassen, in eine Halle einlaufen, in der die Sitze leer sind.

Die wichtigere Botschaft war: Eishockey in Deutschland ist zurück. Wann er das Turnier als Erfolg bewerten würde, hatte Franz Reindl, der Präsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB), vorab definiert: „Wenn wir keinen Corona-Fall haben. Denn wir müssen beweisen, dass es trotz Lockdown funktionieren kann, Eishockey zu spielen.“ Am Sonntag kam dann auch die finale Botschaft, dass die letzte Testrunde negativ ausgefallen war. Christian Künast, in die Organisation eingebundener DEB-Trainer, fasste zusammen: „Wir haben 500 Tests gemacht, 300 Schnelltests, 200 PCR-Abstriche.“ Jedes Team bildete eine eigene Bubble. Und als zwei Spieler aus dem Top Team Peking, der erweiterten deutschen U20 (Resultate: 2:7 gegen die A-Nationalmannschaft, 2:4 gegen Lettland), Lukas Reichel und Tim Wohlgemuth, hinüber zu den Großen wechselten, durften sie das erst nach Nachweis ihrer Gesundheit tun.

Franz Reindl war im selben Hotel wie die A-Mannschaft. „Ich durfte mich aber nicht nähern“. Aus der Distanz beobachtete er also, wie die Hygieneregeln penibel eingehalten wurden. Seine grundsätzliche und pragmatische Ansprache: „Wir schauen zwar aus wie die, die die Bankfiliale überfallen, aber wir machen uns keine Gedanken, ob die Regelungen sinnlos oder sinnvoll sind, wir halten sie einfach ein und machen das Beste daraus.“ Und auch wenn es durch gesteigerte Kosten im Gesundheitsbereich und den Wegfall der sonst beim Deutschland Cup verkauften 25 000 bis 28 000 Tickets zu einem finanziellen Minus von 300 000 Euro kam – es galt: „Wir müssen als Spitzenverband vorangehen.“ Ein Hilfsantrag, aus dem Konjunkturpaket des Bundes einen Ausgleich abzubekommen, ist gestellt, eine Zusage soll bereits vorliegen.

Beschwingt ist das Team am Sonntagabend auseinandergegangen. „Das war sportlich relativ ordentlich mit einer Steigerung von Spiel zu Spiel und unter der Voraussetzung, dass viele der Jungs bis dahin gar nicht gespielt haben“, meinte der Münchner Yannic Seidenberg. „Es gab viele gute Sachen, auf denen wir aufbauen können“, sagte Mannheims Markus Eisenschmid. Und der Kölner Moritz Müller, der vorübergehend zum DEL2-Club Kassel ausgewichen ist, um fit zu bleiben, formulierte die politische Forderung an die Deutsche Eishockey Liga (DEL): „Wir Spieler haben mit enormem Gehaltsverzicht und der zeitweisen Trennung von den Familien gezeigt, dass wir bereit sind. Wir verlangen nun ein Konzept, das uns ermöglicht, zu spielen.“

Artikel 1 von 11