Gündogan und die Tränen des Opas

von Redaktion

Corona-Erkrankung war für den Fußballer eine psychische Herausforderung

Leipzig – Wenn Vereine positive Covid-19-Testergebnisse aus ihren Mannschaften vermelden, ist es fast immer mit dem beschwichtigenden Zusatz: „Der betroffene Spieler ist absolut symptomfrei.“ Fußballer sind Helden, Schwächen sind nicht vorgesehen. Doch es gibt eben auch den anderen Fall: den von Ilkay Gündogan. Er wurde krank. Und sagt heute im Rückblick: „Corona macht nicht nur körperlich, sondern auch psychisch was mit einem.“

Der Mittelfeldspieler von Manchester City sagt, die ersten Meldungen zur Infektion habe er „nicht für voll genommen. Ich dachte: Das wird ein ähnlicher Virus sein, wie man ihn schon öfter hatte.“ Grippeartig, ein paar Tage down sein, danach schnell wieder fit. „Aber mein Denken hat sich geändert.“ Der Verlauf bei ihm, beginnend in der zweiten Septemberhälfte: „Die ersten drei, vier Tage habe ich mich schwer getan.“ Symptome: Glieder-, Kopf-, Halsschmerzen, Druck auf der Brust. „Gegen Ende der zweiten Woche in der Quarantäne wurde es besser.“ Doch in den ersten beiden Wochen nach Wiedereinstieg ins Training spürte Gündogan, „dass da noch ein Stück Virus im Körper war“.

Doch eigentlich habe er sich weniger Sorgen um sich selbst gemacht, denn er trug schon die Zuversicht in sich: Ich bin jung, ich bin Sportler, das wird schon wieder. „Die Sorgen galten den Menschen um mich herum, den Eltern, Großeltern.“ Ilkay Gündogan erzählt von einem „Telefonat, dass ich nie vergessen werde, weil es mich so berührt hat: Mein Opa aus der Türkei rief mich an, er hat von Anfang bis Ende des Gesprächs geweint.“ Seitdem ist für den Fußballprofi Gündogan klar: „Schon aus Respekt, Liebe und Fürsorge werde ich versuchen, mit dieser Geschichte Corona gut umzugehen.“

„Ich finde, Ilkays Geschichte ist ein gutes Beispiel“, sagt Kevin Trapp, der bei Eintracht Frankfurt im Team auch schon einige Fälle einer Covid-Infektion miterlebt hat. „Man sieht dann, es ist nicht so weit weg, man macht sich auf andere Art Gedanken darüber. Wir sollten die Auflagen befolgen, weil es auch um die anderen geht.“

Ilkay Gündogan fühlt sich voll genesen, drei Premier-League-, zwei Pokal- und drei Länderspiele hat er verpasst. Für Bundestrainer Joachim Löw nimmt er in den Nations-League-Spielen am Samstag (Ukraine) und nächsten Dienstag (Spanien) „eine Schlüsselposition ein“, trotzdem will er ihn auch heute auflaufen lassen, wenigstens eine Halbzeit.

Wenn man das Personalangebot so durchsieht, dann wäre Gündogan sogar der Kapitänsanwärter. Er weiß über sein Standing Bescheid: „Ich denke, wenn ich spiele, bin ich Kapitän, ja.“  gük

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