Augusta – Die Glückwünsche von Golf-Legende Jack Nicklaus hatten Dustin Johnson nach dem Masters-Sieg in Augusta noch gar nicht erreicht, da übermannten ihn beim Interview die Emotionen. Der Triumphator verstummte vorübergehend – und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Das ist ein wahr gewordener Traum. Als Kind habe ich immer davon geträumt, ein Masters-Champion zu sein“, brachte der 36-jährige US-Amerikaner schließlich noch hervor. Das berühmte grüne Jackett, zuvor überreicht von Vorjahressieger Tiger Woods, machte Johnson stolz und rundum glücklich.
Der Weltranglistenerste spielte am Sonntag eine 68er-Schlussrunde und setzte sich bei der 84. Ausgabe des traditionsreichen Major-Turniers im Augusta National Golf Club mit dem Rekordergebnis von insgesamt 268 Schlägen klar vor dem Südkoreaner Im Sungjae und Cameron Smith aus Australien (beide 273 Schläge) durch. „Dustin hat seinen Ball fantastisch abgeschlagen. Seine Eisen waren großartig. Sein Putten war einfach grundsolide. Bring das zusammen und du gewinnst einen Major-Titel“, schrieb Nicklaus auf Twitter.
Im Jahr zuvor war Johnson noch an Woods bei dessen sensationellem Sieg gescheitert und Zweiter geworden. „So nah von hier aufgewachsen zu sein, war das immer ein Turnier, das ich gewinnen wollte. Schon seit ich auf der Tour bin und mein erstes Masters gespielt habe, war dies das Turnier, das ich am meisten gewinnen wollte“, sagte Johnson. „So nah dran zu sein in den letzten Jahren, Zweiter zu werden hinter Tiger im vergangenen Jahr, das war einfach etwas, das ich wirklich schaffen wollte.“ Vor Rang zwei im vergangenen Jahr hatte Johnson bereits 2017 als Topfavorit auf das Turnier verzichten müssen, weil er unmittelbar zuvor auf Socken ausgerutscht war und sich verletzte.
Für den 36-Jährigen, der sich vor gut einem Monat mit dem Coronavirus infiziert hatte und in Quarantäne musste, war es erst der zweite Major-Erfolg nach seinem US-Open-Triumph im Jahr 2016, obwohl er es bei den wichtigsten Turnieren schon 19 Mal in die Top Ten schaffte. Der FedExCup-Champion bekam für seinen 24. Sieg auf der PGA Tour nicht nur das begehrte grüne Jackett, sondern strich im US-Bundesstaat Georgia auch zwei Millionen Dollar Preisgeld ein.
Johnsons Triumph war ein weiterer Beleg dafür, dass aus dem Golfer, der seinen Sport einige Zeit lang nicht ganz so ernst nahm, als Partygänger galt und 2014 eine mehrmonatige Golf-Pause machte, um „professionelle Hilfe für persönliche Herausforderungen zu suchen“, ein Spitzenmann geworden ist – mit der richtigen Einstellung. Mit seinem Bruder als Caddy steht Johnson inzwischen im Ruf eines echten Profis. „Ich habe da viel harte Arbeit reingesteckt und ich habe ein großartiges Team“, sagte der zweimalige Familienvater, der mit Paulina Gretzky, Tochter der Eishockey-Legende Wayne Gretzky, liiert ist.
Deutschlands Golf-Idol Bernhard Langer spielte zum Abschluss auf dem Par-72-Kurs an der Magnolia Lane eine 71er-Runde und beendete das mit 11,5 Millionen Dollar dotierte Event mit 285 Schlägen auf dem geteilten 29. Rang. Der 63 Jahre alte Anhausener, Masters-Champion von 1985 und 1993, hatte bei seiner 37. Teilnahme als ältester Spieler der Turniergeschichte den Cut geschafft.
Ein Desaster erlebte Titelverteidiger Tiger Woods am Schlusstag ausgerechnet an dem Loch, an dem er vor einem Jahr den Grundstein für sein triumphales Comeback legte: Auf der zwölften Spielbahn bugsierte der 44-Jährige den Ball gleich dreimal ins Wasserhindernis und brauchte für das Par-3-Loch insgesamt zehn Schläge. Noch nie hatte er in seiner Karriere auf der PGA Tour mehr Versuche an einem Loch benötigt. Als er Johnson das grüne Jackett umlegte, konnte er aber schon wieder lächeln. dpa