München – Der Sonntag, war ein für Mitte November ungewöhnlich warmer Tag. Darum sind die Schwenninger Spieler mit ihrem Essen in den Styroporboxen noch ein wenig nur in ihren T-Shirts, ohne Trainingsjacken, auf dem Betriebshof der Münchner Olympiaeishalle gestanden, ehe sie sich in den doppelstöckigen Bus für die Heimfahrt begaben. Man kann im Eishockey mit den Jahreszeiten ja durcheinandergeraten. Normal wären schon an die 20 Spieltage rum, tatsächlich hat die Saison noch gar nicht begonnen. Der gerade ausgespielte MagentaSport Cup ist eigentlich noch Vorbereitung, wie sie üblicherweise im August stattfindet, in dem die Spieler außerhalb der Eishalle in Shorts und kurzärmlig unterwegs sind.
Das Turnier um den Magenta Cup ist aber mehr als die sonst bekannte Sommer-Testerei. Münchens Trainer Don Jackson sieht darin die Chance, für die Playoffs zu üben. Bei nur sechs Runden hat jedes Match Bedeutung, es gibt wenig Gelegenheit, Niederlagen zu reparieren. Eine nicht eingeplante hat der EHC am Sonntag hinnehmen müssen: ein 1:2 zu Hause gegen die Schwenninger Wild Wings. Die hatten zuvor schon 5:1 bei den Eisbären Berlin gewonnen. In den sozialen Medien machen nun die Witzeleien die Runde: Schwenningen, einer der kleineren Clubs und ein regelmäßiger Playoff-Verpasser, sei nun ja wohl Titelfavorit, wenn die DEL losgehe.
Bemerkenswert sind die beiden Siege der Wild Wings in Berlin und München durchaus. Schwenningen ist viel später ins Training eingestiegen als München und Berlin. Dann könnten sich diese vermeintlichen Vor- und Nachteile also schnell auflösen?
„Läuferisch sind wir ziemlich gut, aber wir haben natürlich nicht diese Tiefe wie München. Das wird man merken, wenn es Verletzungen gibt“, sagt Gunnar Leidborg. Der 65-Jährige ist neuer Co-Trainer bei den Schwenningern, er steht für eine schöne Geschichte: Vor 30 Jahren fing der ehemalige schwedische Nationaltorhüter im Schwarzwald als Chefcoach an, später wechselte er nach Augsburg, stieg mit den Panthern in die DEL auf und erlebte als Trainer das erste DEL-Spiel überhaupt mit. 1994 eröffneten Augsburg und die Maddogs München (deren Coach: Bob Murdoch, heute 73) die Ära der deutschen Profiliga. Gunnar Leidborg war schon halb in Rente, dann verspürte er wieder Energie und arbeitet nun seinem Landsmann Niklas Sundblad zu.
Die Zeichen stehen nicht schlecht, dass er eine würdige DEL-Saison erleben wird. Dass die Profiliga am Donnerstag entscheidet, mit komplettem Feld am 18. Dezember loszulegen, erscheint möglich – nur die vorsichtigen Augsburger sollen noch wackeln. Sportlich wird aber einiges anders sein: Düsseldorf (0:7 in Wolfsburg) hat erst 13 Spieler, manche Clubs werden Importstellen einsparen, Nachwuchskräfte hochziehen, Und der EHC München, obwohl vom Kader her stabil, wird nicht unschlagbar sein. Don Jackson zum Schwenningen-Spiel: „Wir hatten große Pannen.“ Wird immer wieder mal passieren.