München/Levi – Hinter Ski-Königin Mikaela Shiffrin liegen die schwersten Monate ihres Lebens. Im vergangenen Herbst verstarb erst Shiffrins Oma, im Februar verunglückte ihr geliebter Vater Jeff beim Heimwerken tödlich. Dann kamen Corona und gesundheitliche Probleme.
„Das waren Wellen, die über mich und meiner Familie hereinbrachen“, berichtet Shiffrin vor ihrem Weltcup-Comeback nach 300 Tagen Pause am Wochenende im finnischen Levi. Sie habe das Gefühl gehabt, „gerade noch genügend Luft zu bekommen, um weiterzuleben. Aber nicht genügend, um wirklich zu atmen.“ Es sei ihr gegangen wie mit einer Verletzung, „die du nicht sehen kannst“.
Shiffrin verkroch sich im Frühjahr zunächst zum Trauern zu Hause, eine frühere Weltcup-Rückkehr scheiterte am Pandemie-bedingten Saisonabbruch. Shiffrin grübelte tage- und wochenlang. Früher habe es für sie nur Ski gegeben. Aber: „Ist es das wert, so viel von zu Hhause weg zu sein?“ Heute wünsche sie sich, sie hätte mehr Zeit mit ihrem Dad als auf den Pisten verbracht.
Vater Jeff, da ist sich Shiffrin sicher, hätte nicht gewollt, dass sie seinetwegen aufhöre. „Aber klar ist, dass ich ohne meine Mom definitiv nicht mehr hier wäre.“ Mutter Eileen, die sie bei den Rennen stets begleitet, sprach der Tochter Mut zu und förderte deren Kampfgeist wieder zutage. „Ich will meine Karriere nicht wegen einer Familientragödie beenden“, sagt sie jetzt.
Nun also die Rückkehr in Levi, nach dem wegen Rückenproblemen verpassten Saisonstart in Sölden. Beim ersten von zwei Slaloms wird sich Shiffrin am Samstag erstmals seit ihrem Super-G-Sieg in Bansko Ende Januar wieder auf eine Weltcup-Piste stürzen. Hat es die dreimalige Gesamtsiegerin, fünfmalige Weltmeisterin und Gewinnerin von 66 (!) Weltcup-Rennen noch drauf?
Schwer zu sagen, meint sie: „Vieles fühlt sich so neu an, als ob ich gestern auf die Welt gekommen wäre.“ Fest steht für Mikaela Shiffrin: Dass es „viel mehr gibt“ als Skifahren. sid