Im vergangenen Frühjahr haben sich Männer wie Skisprung-Ass Karl Geiger die Auswirkungen der Pandemie noch vergleichsweise entspannt mit angesehen. Klar, der nächste Winter war noch weit weg. Vielleicht wird es ja, bis es wieder richtig ernst wird auf den Schanzen dieser Welt. Inzwischen wird längst klar: Es wird nicht, im Gegenteil, Covid 19 hat auch den Wintersport sogar noch weitaus stärker im Griff, als das im Frühjahr wirklich absehbar war. Und wenn Skispringer, Bobfahrer, Biathleten, Langläufer, Skeletonis oder Rodler an den nächsten Wochenenden den Betrieb aufnehmen, dann gilt auch hier, was für Handballer, Basketballer oder Eishockeyspieler schon seit längerem gilt: Neben allen Trophäen, die auf dem Spiel stehen, geht es in den nächsten Monaten um das schnöde Überleben der Disziplinen.
Wobei die Wintersportler immerhin einen Vorteil hatten: Man hatte mehr Zeit, sich auf die Herausforderungen vorzubereiten. Konnte dabei auch an den Erfahrungen anderer partizipieren. Als einer der größten Schwachpunkte wurde dabei das Reisen durch die Pandemie-geplagten Länder ausgemacht. Weltcups in Nordamerika wurden von vornherein aus dem Programm genommen. Disziplinen wie Biathlon und Bob reduzierten zwar nicht den Wettkampfkalender, aber zumindest die Stationen – und schlängeln sich in Form von Doppelveranstaltungen durch die Saison. Das tun die Skispringer zwar nicht. Wenn alles normal läuft, werden sie zwischen dem Auftakt am Wochenende in Wisla und dem Finale in Planica an 20 weiteren Orten Station machen. Doch der Weltverband FIS überwacht das Infektionsgeschehen nicht nur in Form eines Infektionspasses. Man hat für die großen Strecken auch ein System von Charterflügen geschaffen. An Bord kommt natürlich nur, wer einen negativen Test in der Tasche hat.
Soweit die Theorie. Ansonsten bleibt erst einmal nicht viel mehr als die Hoffnung, dass sie irgendwie hält, die Blase aus Athleten, Trainern und Betreuern, die sich von Austragungsort zu Austragungsort schiebt. Ob sie es tut oder nicht, wird gerade im Falle der Skispringer natürlich auch darüber mitentscheiden, ob es mit dem großen Prestigeprojekt dieses Winters wirklich etwas werden kann: der Nordischen Weltmeisterschaft im eigenen Land. Die steht Ende Februar in Oberstdorf auf dem Programm. Entspannt sieht ihr sicherlich niemand mehr entgegen.
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