Frankfurt/Main – Eindringlich appellierte Christian Seifert an die UEFA – in seinem Biotop Bundesliga soll es aber auch nach dem nächsten umstrittenen Länderspiel-Dreierpack planmäßig weitergehen. Einem Antrag der TSG 1899 Hoffenheim, das Duell mit dem VfB Stuttgart aufgrund von sieben Corona-Fällen und einer selbst verhängten Quarantäne um einen Tag zu verschieben, gaben die Deutsche Fußball Liga (DFL) und ihr Boss Seifert nicht statt. „Wir haben dann diesen Antrag gestellt. Er wurde abgelehnt. Das finde ich sehr schade, aber das akzeptieren wir“, sagte Hoffenheims Sportchef Alexander Rosen.
Die Kraichgauer sind nach Infektionen von Sargis Adamyan, Sebastian Rudy, Kevin Vogt, Robert Skov, Ishak Belfodil, Jacob Bruun Larsen und Munas Dabbur der am schwersten betroffene Bundesligist, seitdem im Mai der Notspielbetrieb unter Corona-Bedingungen wieder aufgenommen wurde. Rosen hoffte, bis Sonntag „vielleicht mehr Spieler aus der Quarantäne herauszubekommen“ und einen Tag Zeit zu gewinnen. Doch die DFL, die in der höchsten deutschen Spielklasse bislang komplett von Spielabsagen und Verschiebungen verschont blieb, spielte nicht mit.
Stattdessen prangerte Geschäftsführer Seifert im „Kicker“ (Donnerstag) offensiv die aus den Länderspielen entstehenden Missstände an. „Klar gesagt: Die derzeitige Situation ist aus Sicht der nationalen Ligen und ihrer Clubs nicht zu akzeptieren.“ Während in der Bundesliga ein striktes Hygienekonzept herrsche, gebe es bei den Europa-Touren mit den Nationalteams gleich mehrere Probleme, wie Seifert verdeutlichte. Ihm gehe es um „unterschiedliche Gefährdungslagen, differenzierende behördliche Verordnungen“ sowie Hygienekonzepte, „die manchmal vielleicht auch weniger streng umgesetzt werden“.
Die Bundesliga-Bosse befürworten das klare Signal. Mönchengladbachs Sportchef Max Eberl betonte, er könne die Aussagen „total verstehen“. Natürlich seien die Reisen „ein Problem für uns alle“ gewesen. Sein Club machte am Donnerstag die Infektion von Stürmer Alassane Plea publik.
Der Seifert-Vorstoß kommt spät, schließlich gab es den ersten von acht Länderspielterminen bereits Anfang September. Darunter waren sechs Begegnungen in der umstrittenen Nations League und zwei Testspiele, die klamme Verbandskassen füllen sollten. Nun ist nicht nur rund vier Monate Pause, sondern auch Schluss mit den „weniger relevanten“ Wettbewerben, die Seifert so bemängelte. Im März steht ein Dreierpack an WM-Qualifikations-Partien auf dem Spielplan. Die folgende Abstellungsphase beginnt schon nach dem Saisonfinale und unmittelbar vor der EM 2021 (11. Juni bis 11. Juli). dpa