Flick kennt noch das alte Werder

von Redaktion

Partie Bayern – Bremen wird morgen zum Bundesliga-Rekordduell – inklusive schwärzester Serie

München – Monika Sebald wohnte im Jahr 1988 in der Au, aber das ist nur eine Randnotiz. Viel interessanter: Monika Sebald war damals, vor 22 Jahren, sehr direkt – und fragte Hansi Flick bei einer Telefon-Aktion im „Bayern-Magazin“: „Mögen Sie Werder Bremen?“ Die Antwort des damaligen Bayern-Spielers und heutigen -Trainers: „Nein, das kann ich nicht unbedingt behaupten.“

Rund drei Jahre stand Flick bei dieser Aussage schon beim FC Bayern unter Vertrag, 1986 und 1987 hatte er mit dem Rekordmeister die Deutsche Meisterschaft gefeiert, aber 1988 hatte er das Nachsehen. Otto Rehagel hatte als Werder-Coach den Begriff der „kontrollierten Offensive“ geprägt und Bremen zum ersten Titel seit 1965 geführt. Flick nahm daher kein Blatt vor den Mund: „Werder war in den vergangenen Jahren unser größter Konkurrent und hat uns heuer den Titel weggeschnappt“, führte er am Fan-Telefon aus. Das Fazit des 23-Jährigen: „So einen Club mag ich nicht.“

Fragt man Flick, inzwischen 55 Jahre alt, heute nach dem Gegner an diesem Samstag (15.30 Uhr), sagt er etwas anderes. Das liegt zum einen daran, dass Protagonisten der Fußball-Branche heute mit Aussagen etwas vorsichtiger sind als vor gut zwei Jahrzehnten. Zum anderen aber auch daran, dass Bremen – in der Vorsaison in der Relegation – für die Bayern längst eher Kanonenfutter als ernsthafter Konkurrent ist. Die Partie, die morgen zum 109. Mal in der Bundesliga-Geschichte ansteht und damit zur Rekordpartie des deutschen Oberhauses wird, ist inzwischen kein Duell auf Augenhöhe mehr. Im Gegenteil: Bremen hat gegen den amtierenden Triple-Sieger die schwärzeste Serie vorzuweisen, die es in der Liga gibt.

Die letzten 19 Bundesliga-Partien haben die Nordlichter gegen Bayern verloren, insgesamt sind es gar 22. Beim bis dato letzten Gastspiel in der Allianz Arena ging das Team von Florian Kohfeldt zwar sogar in Führung, verlor am Ende aber mit 1:6. Ähnlich schlimm: das 0:7 der Bremer im Jahr 2013. Daheim, wohlgemerkt.

Als „Marke im deutschen Fußball“ bezeichnete Karl-Heinz Rummenigge Bremen dieser Tage. Was Werder inzwischen aber eher für die Bayern ist als Konkurrenz: Ausbildungsverein für talentierte Jungprofis. Zuletzt schaffte Marco Friedl in Bremen den Durchbruch zum Bundesligaspieler, Rummenigge schließt ähnliche Modelle in der Zukunft nicht aus. „Das ist eine sehr gute Adresse“, sagt er, und das ist schon ein anderer Ton als etwa der, der im ewigen Zwist zwischen Uli Hoeneß und Willi Lemke stets herrschte. Aber Bremen ist eben auch ein anderes Bremen. Eines, das auch Flick mag. hlr

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