Bremen macht’s vor

Gemeinsam ist die Liga stark

von Redaktion

HANNA RAIF

Mit ein paar Minuten Abstand zum Spiel musste Florian Kohfeldt sich korrigieren. Bei diesem 1:1 in München habe Bremen nicht „den langweiligsten Rekord“ der Bundesliga aufgestellt, sondern nur „den zweitlangweiligsten“. Man hätte auch fünf Mal hintereinander 0:0 spielen können, und so hat man zwar jedes Mal ein Tor kassiert, aber auch eines geschossen. Gegen Freiburg, Hoffenheim, Frankfurt, Köln – und: den FC Bayern (!).

Ein Remis am achten Spieltag hat für gewöhnlich nicht das Potenzial für große Geschichten, aber die Punkteteilung von Samstag war aus diversen Gründen eine besondere. Zum einen, weil der FC Bayern beteiligt war, das kommt immer gut an. Zum anderen, weil Bremen halt seit 22 Spielen nicht mehr gegen den Branchenführer gepunktet hatte. Und dann wären da noch die Tatsachen, dass Werder tatsächlich verdient mit einem Zähler heim fuhr – und zumindest ein Bayern-Konkurrent den Ausrutscher des Tabellenführers nutzen konnte. Zusammengefasst: Der rote Teppich liegt. Die Liga muss ihre Kräfte im Kampf gegen den Primus nur vereinen.

Vier Wochen bleiben im Jahresendspurt, gegen die Bayern müssen noch Stuttgart, Leipzig, Union, Wolfsburg und Leverkusen ran. Oder sollte man nun besser sagen: Dürfen? Der Auftritt der Bremer hat – wie zuletzt jener der Hertha (3:4) oder des 1. FC Köln (1:2) – gezeigt, dass der Triple-Sieger verwundbar ist. Der Ausfall von Joshua Kimmich wiegt schwer, Hansi Flick ist zur Rotation gezwungen, Köpfe wie Beine zollen diesem Mammut-Jahr zurecht Tribut. Der Rest der Liga sollte dieses Gesamtkonstrukt als Aufruf verstehen, den traditionell lauten Worten vor Spielen gegen die Bayern Taten folgen zu lassen. Ans Limit kommen – das nimmt sich jeder Gast in München vor, die Wenigsten schaffen es. Bis jetzt? Dass Bremen es umgesetzt hat – also ausgerechnet das Team, das die schwärzeste Serie der Liga gegen Bayern hatte –, sollte Mut machen. Und dass Dortmund an so einem Tag mal nicht langweilig 1:1, sondern spektakulär 5:2 spielt, auch. Gemeinsam kann man stark sein.

Hanna.Raif@ovb.net

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