München – Er versuchte es wirklich, aber es half nichts. Noch minutenlang war Lucas Hernandez nach dem Einsteigen von Bremens Theodor Gebre Selassie mit schmerzverzerrtem Gesicht über den Rasen gehumpelt, hatte immer wieder probiert, loszulaufen, aber die Hüfte streikte. In der 19. Minute ging die Auswechsel-Tafel nach oben: Hernandez raus, Leon Goretzka rein. Und auf dem Feld war Kreativität gefragt.
Viele Möglichkeiten hatte es angesichts der angespannten Personaldecke in der Abwehr nicht mehr gegeben. Also beorderte Hansi Flick David Alaba aus dem Zentrum auf seinen alten Stammplatz links hinten, während der eigentliche Sechser Javi Martinez in die Innenverteidigung rückte. Eine Notbesetzung, keine Frage. Aber es kann gut sein, dass diese zumindest für die Königsklassen-Partie am Mittwoch gegen Salzburg erneut herhalten muss.
„Es ist möglich, dass er infrage steht“, sagte Flick nach dem 1:1 mit Blick auf Hernandez und beschrieb, was selbst beim Zuschauen wehgetan hatte. Der Franzose sei nach besagtem Zweikampf „mit voller Wucht“ aus gut eineinhalb Metern auf dem Becken gelandet, man müsse nun abwarten. Schon am Samstag war klar: „Wir werden kein Risiko eingehen.“ Von einer Prellung war die Rede – und sollte Hernandez nicht bei vollen Kräften sein, „müssen wir kreativ sein“.
Dieses Credo gilt seit knapp einem Monat, seitdem sich Alphonso Davies Ende Oktober am Sprunggelenk verletzte. Hernandez galt als perfekte Dauerlösung, war gerade dabei, im zweiten Vertragsjahr die hohen Erwartungen zu erfüllen. Aber Flick hatte auch andere Varianten probiert. In Köln etwa ließ er Bouna Sarr auf links auflaufen – der allerdings fehlte am Samstag wegen muskulärer Probleme. Nun könnte es „eng werden“, sowohl in der Abwehr als auch davor.
Martinez wurde ja eigentlich im Mittelfeld gebraucht, weil neben Joshua Kimmich auch Corentin Tolisso absagte. Wie bei Sarr allerdings hofft man auch bei ihm noch auf eine Genesung bis zum RB-Spiel. Am Samstag saß das Duo auf der Tribüne, gemeinsam übrigens mit Niklas Süle. Der Nationalspieler habe „Trainingsrückstand“, hieß es offiziell – und sei erst wieder „ein Thema, wenn er bei 100 Prozent ist“. hlr