Vom Gehalt bleibt nur die Hälfte

von Redaktion

Der Spielbetrieb in der DEL ist doch noch möglich, weil die Spieler auf viel Geld verzichten

VON GÜNTER KLEIN

München – Die neue Saison in der Deutschen Eishockey Liga (DEL) hat noch nicht begonnen, das tut sie erst am 17. Dezember, doch sie hat bereits ihre Helden: die Spieler. Ohne sie wäre es nicht möglich gewesen, einen Betrieb ohne Zuschauereinnahmen zu garantieren. Auf bis zu 60 Prozent des Gehalts verzichten die Spieler (und Trainer). Daniel Hopp, Geschäftsführer der Adler Mannheim, richtet einen „großen Dank an alle in der Eishockeyfamilie“.

Was bedeutet der Verzicht in Zahlen? Was verdienen Eishockeyprofis in Deutschland überhaupt (noch)?

Vor einem Jahr hat der frühere Nationalspieler und jetzige TV-Experte Rick Goldmann für sein Buch „Eiszeit“ recherchiert, wie hoch die Gehälter sind. Im Durchschnitt waren es damals in der DEL 75 000 Euro, in der Spitze (überragende Importspieler, verdiente und noch aktuelle Nationalspieler bei den großen Clubs) 200 000 Euro. Netto. Das ist im Eishockey so üblich: Bei Verträgen wird ausgehandelt, was für den Spieler tatsächlich rauskommt. Was das brutto für den Verein bedeutet, hängt auch von der Steuerklasse des Spielers ab. Üblich ist zudem: Für Auto und Wohnung muss der Profi nichts bezahlen.

Als im Sommer die Clubs aufgefordert wurden, von ihren Spielern die Zusagen zu einer 25-prozentigen Gehaltsstundung einzuholen, regte sich Widerstand unter den Profis, die sich schließlich auf Initiative von Moritz Müller (Kölner Haie) und Patrick Reimer (Nürnberg Ice Tigers) in einer Spielervereinigung Eishockey (SVE) organisierten. Für Müller waren die Debatten ein Anlass, um Grundsätzliches klarzustellen: „Wir im Eishockey sind keine Geldsäcke. Wir verdienen mit unserem Sport nicht so viel, dass wir nach der Karriere ausgesorgt haben. Es reicht vielleicht, um ein kleines Business aufzubauen.“ Bei Müller ist es ein Gym für Crossfit-Training.

Nun schrumpfen die zwar anständigen, im Vergleich zum Fußball mit in der Spitze zweistelligen Millionenzahlungen aber mickrigen Gehälter weiter zusammen. In normalen Jahren liegt der Etat eines DEL-Clubs zwischen etwa fünf und 16 Millionen Euro. Die Augsburger Panther, Zehnter der Vorsaison, wollten mit sieben Millionen Euro an den Start gehen – realisierbar sind jetzt nur noch 2,5 Millionen. Das DEL-Gründungsmitglied, das als finanziell solide gilt, unterrichtete seine Angestellten den Sommer über in elf Newslettern über die jeweils neueste Entwicklung, und bis 30. November sind die Spieler in Kurzarbeit. Die Augsburger werden darauf verzichten, ihre noch offenen drei Kontingentspielerstellen zu besetzen. Es wird ein gängiges Sparmodell in der Saison 2020/21 sein – neben der Reduzierung der Reisekosten durch weniger Auswärtsspiele (19 statt 26) und die Bildung zweier regionaler Gruppen, um kürzere Wege zu haben und nicht jedes Mal ins Hotel zu müssen.

Wie heikel das Thema Finanzen aber auch im Jahr der großen Solidarität werden kann, zeigt sich gerade in Krefeld: Vergangene Woche bestreikten große Teile der Mannschaft das Aufwärmen für ein Spiel im MagentaSport Cup, sie wollten protestieren: Der Geschäftsführer Sergej Saweljew hatte eine weitere Sparrunde bei den Löhnen verkündet, zugleich aber für das Vorbereitungsturnier vier Profis aus Nordamerika, unter ihnen sogar einen NHL-Torhüter, verpflichtet. Bei den Pinguinen geht es seitdem drunter und drüber, der neue Trainer Glen Hanlon trat zurück und flog heim nach Kanada.

In dieser Saison werden etliche Eishockeyprofis in der DEL ein ziemlich unspektakuläres Angestellten- und kein Sportstargehalt beziehen. Basis dafür ist die Rechnung, dass es ausschließlich Geisterspiele geben wird. Für den Fall, dass Publikum ins Stadion gelassen wird, müssten „individuelle Erfolgsvereinbarungen in den Clubs getroffen werden“, so DEL-Chef Gernot Tripcke. Wobei: Mit dem Öffnen der Hallen für Fans steigen auch die Kosten. Es bleibt kompliziert.

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