Elf Kimmichs wären gut

von Redaktion

Bayern-Coach Flick muss heute improvisieren: Chancen für Richards und Roca?

VON HANNA RAIF

München – Es gibt dieser Tage beim FC Bayern ein wiederkehrendes Phänomen. Egal, ob vor oder nach einem Spiel gesprochen wird, ob Trainer oder Spieler sich äußern, irgendwie rückt Joshua Kimmich immer in den Fokus. Auch gestern, als Hansi Flick anlässlich des heute (21 Uhr) gegen RB Salzburg anstehenden Heimspiels in der Champions League vor die Presse trat, passierte es. Es ging um diverse Verletzte in Reihen des Triple-Siegers, und das mit dem „Entspanntsein“, sagte der Coach, sei derzeit „so eine Sache“. Weil Corentin Tolisso fehlt? Bouna Sarr noch nicht fit ist? Niklas Süle pausiert? Nein! „Weil wir einen herausragenden Spieler nicht zur Verfügung haben“: Joshua Kimmich.

Selten hat ein Ausfall die Münchner so beschäftigt wie jener des designierten Kapitäns, des Regisseurs, ja des Mannes, der in den letzten Wochen, als Beine und Köpfe immer müder wurden, so oft den Unterschied gemacht hat. „Unser Anspruch ist es, diesen Ausfall auffangen zu können“, sagte Leon Goretzka, am besten soll das im Kollektiv gelingen. Das Problem: Die Reihen lichten sich, und die Optionen in diesem vierten Spiel der Gruppe A sind überschaubar. Während die Offensivabteilung sich bester Gesundheit erfreut, herrscht Alarm vor der Abwehr und links hinten. Flick wollte am Tag vorher „nicht mit offenem Blatt spielen“, sagte aber schmunzelnd: „Sie können gerne spekulieren – es gibt ja nicht allzu viele Möglichkeiten.“ So ist es.

Lucas Hernandez wird nicht von Beginn an auflaufen können, immerhin aber hofft man beim eigentlichen Linksaußen darauf, dass er „auf der Bank sitzen kann“ (Flick). Die Startelf müssen andere füllen, zwei Optionen bieten sich an. Entweder Chris Richards (20), zuletzt schon zwei Mal in der Bundesliga im Einsatz, ersetzt Hernandez positionsgetreu. Oder aber David Alaba rutscht aus der Abwehrzentrale nach links und überlässt seinen Platz Javi Martinez. Der Spanier hatte bereits beim 1:1 gegen Bremen nach Hernandez’ Auswechslung innen verteidigt, während Goretzka als alleiniger Sechser gefordert war. Gegen Salzburg allerdings erwartet Flick „kein einfaches Spiel“, geht nach dem 6:2 im Hinspiel davon aus, dass RB „seine Chancen gegen uns suchen wird“. Goretzka wird also einen Nebenmann bekommen: Entweder Martinez – oder Marc Roca, der bisher genau eine einzige Minute im Bayern-Trikot gespielt hat.

So oder so ist die Aufstellung eher aus der Not geboren. Die Lage verschärft sich zusätzlich, weil Süle nach wie vor nicht berücksichtigt wird, sondern seinen Trainingsrückstand aufholen soll. Nach acht Tagen Corona-Quarantäne und einer Reise zum DFB-Team sei der Fitnesszustand des 25-Jährigen keine Überraschung. „Wir nehmen ihn bewusst raus, um ihn für die letzten Spiele bei 100 Prozent zu haben“. sagte Flick. Zwischen Regeneration und Abschlusstraining – also im derzeit normalen Rhythmus – biete sich „keine Möglichkeit, ihn auf das nächste Level zu heben“. Frühestens am Samstag in Stuttgart oder aber erst am Dienstag bei Atletico Madrid soll Süle wieder dabei sein.

Von seinen Zielen rückt Flick trotzdem nicht ab. „Wir werden das lösen“, sagte der 55-Jährige, „um den Achtelfinaleinzug perfekt machen“. Dafür reicht sogar ein Unentschieden, wenn Moskau gleichzeitig nicht in Madrid gewinnt. Es wäre die 23. Teilnahme an der K.o.-Runde bei der 24. Teilnahme in der Königsklasse. Und das Beste: Im Februar, wenn sie startet, ist auch Kimmich wieder dabei.

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