Gefallen geschuldet . . .

von Redaktion

Dopingprozess: Der fünfte Angeklagte erklärt sich

München – Dirk Q. hat sich im Blutdoping-Prozess um den Mediziner Mark S. erstmals zu Wort gemeldet. Der fünfte Angeklagte in dem Verfahren ließ gestern eine Erklärung von einem seiner Verteidiger verlesen. Darin schilderte der Bauunternehmer Dirk Q. unter anderem, wie sich über ein Arzt-Patienten-Verhältnis hinaus „eine Freundschaft“ zum Hauptangeklagten entwickelt habe. Er habe sich ihm anfangs auch „verpflichtet gefühlt“, hieß es.

Mark S. habe Dirk Q. früher in schwierigen Lagen unterstützt. Da sei ihm klar gewesen, „dass auch ich ihm helfe, wenn er mich braucht“, wurde verlesen. So habe Dirk Q. für seine Dienstleistungen stets einen Tagessatz in Höhe von 200 Euro genommen – genauso viel wie für handwerkliche Jobs.

Dirk Q. habe für Blutbeuteltransporte zur Verfügung gestanden, er sei aber nicht für die Blutentnahme geeignet gewesen. Er habe zudem nicht gewusst, dass es sich bei seinen Diensten um Dinge handelte, die „möglicherweise Dopingzwecken“ dienten sollten oder strafrechtlich relevant hätten sein können. Er habe keinen Grund gesehen, „irgendwelche Ungesetzlichkeiten zu vermuten“. Zudem war Dirk Q. der Erklärung zufolge fest davon ausgegangen, dass er alleiniger Helfer von Mark S. war.

Dirk Q. sitzt neben Mark S. seit Anfang 2019 in Untersuchungshaft, weil er der Staatsanwaltschaft zufolge ebenfalls Athleten Blut entnommen und wieder injiziert hat, unter anderem während der Olympischen Winterspiele 2018 in Pyeongchang. Die aktive Beteiligung an einer Blutrückführung räumte Dirk Q. bei einem langjährigen kasachischen Langläufer ein. „Mark hat mich zu nichts gezwungen, allenfalls mich das ein oder andere Mal daran erinnert, dass ich ihm einen Gefallen schulde“, hieß es. Ob sich Dirk Q. weiter äußern will, ließ er nach der Verlesung offen.

Zuvor war eine ehemalige Kundin von Mark S. als Zeugin gehört worden. Eine frühere österreichische Mountainbikefahrerin hatte 2017 ein neuartiges Präparat von dem Mediziner erhalten und kurz nach der Einnahme eine körperliche Reaktion in Form von starkem Kältegefühl an Händen und Füßen gezeigt.

„Ich habe mich zu jedem Zeitpunkt gut aufgehoben gefühlt“, berichtete die Frau dennoch, der Mark S. an jenem Tag auch beigestanden habe. Es habe sich bei dem neuen Präparat um getrocknete Blutkörperchen gehandelt, die in Kochsalzlösung aufgelöst und anschließend injiziert werden. Es hätte das herkömmliche Blutdoping ersetzen sollen. „Mir war bewusst, das es kein offizielles Medikament ist“, räumte die Österreicherin ein. Sie sei aber davon ausgegangen, dass es bereits in den USA unter Sportlern im Umlauf gewesen sei. Mark S. wird unter anderem gefährliche Körperverletzung vorgeworfen.  dpa

Artikel 1 von 11