München – Die Verletztenliste des FC Bayern kam in jüngster Vergangenheit arg französisch daher – und das hat auch mit Frankreichs Nationalmannschaft zu tun: So fällt Mittelfeldspieler Corentin Tolisso (26) auch noch für das heutige Champions-League-Spiel gegen RB Salzburg wegen muskulärer Probleme aus, die er sich während des jüngsten Aufenthalts bei der Nationalmannschaft zugezogen hatte. Am gestrigen Abschlusstraining nahm er gar nicht erst teil, arbeitete nur individuell.
Pikant: Für die vergangene Länderspiel-Periode nominierte Frankreichs Nationalspieler Didier Deschamps auch Bayern-Rechtsverteidiger Benjamin Pavard (24), obwohl dieser wenige Tage zuvor das Topspiel gegen Borussia Dortmund wegen einer Prellung verpasst hatte. Für Frankreich stand er eine Woche später in beiden Nations-League-Partien jeweils 90 Minuten auf dem Platz. Sinnvolle Belastungssteuerung? Fehlanzeige.
Deschamps macht keinen Hehl daraus, dass er als Nationaltrainer auf Club-Interessen keine Rücksicht nehmen kann. Pavard-Backup Bouna Sarr (28) hätte ebenfalls für die vergangenen Länderspiele berufen werden sollen – doch die Bayern-Verantwortlichen schoben dieser Nominierung bereits im Vorfeld einen Riegel wegen muskulärer Probleme vor. Er wird die heutige Partie gegen RB ebenfalls verpassen. Noch schlimmer erwischte es Defensiv-Juwel Tanguy Nianozu (18) Anfang September. Der Youngster zog sich damals eine Oberschenkel-Verletzung zu – und trainiert erst seit zwei Wochen wieder mit dem Team. Problem: Wegen seines monatelangen Ausfalls wurde Nianzou erst gar nicht für den Königsklassen-Kader der Münchner nominiert. Das rächt sich jetzt, da der Franzose bis Jahresende nicht in der Champions League auflaufen und erst zum Achtelfinale nachnominiert werden kann.
Das Verhältnis zwischen dem FC Bayern und Frankreich ist auch wegen der Verletzungsposse um Lucas Hernandez (24) vor gut einem Jahr vorbelastet. Der Verteidiger, der heute wegen einer Hüft-Prellung fraglich ist, wurde damals entgegen der Empfehlung der FCB-Ärzte von Deschamps für Länderspiele nominiert – und kam zum Einsatz. Auf einen Brandbrief von Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt antwortete Deschamps: „Wir haben eben verschiedene Interessen.“ Zwei Wochen später wurde Hernandez am Innenband operiert. MANUEL BONKE