Der Fußball hat Wort gehalten. Sowohl für den Vollprofibereich als auch die 3. Liga hat er wie angekündigt eine Task Force ins Leben gerufen. Entscheiden können diese Gremien zwar nichts (weswegen es auch Zweifel an ihrer Daseinsberechtigung gibt), wohl aber zur Analyse beitragen und kluge Ratschläge erteilen – eine Art Sport-Ethikrat oder eine Leopoldina des Fußballs. Wie sehen die Fans die Szene, wie beurteilen nicht von Emotionen geleitete Consultants aus der Wirtschaft den Betrieb? Sollte man sich mindestens mal anhören.
Dem Eishockey geht es schlechter als dem Fußball, es ist halt nicht die große Mediennummer, aber kostet traditionell mehr, als es einträgt. Dass unter den derzeitigen Bedingungen – absehbar keine Zuschauer in den Stadien – nun ein Spielbetrieb startet, ist ein kleines Wunder und vielen Spielern zu verdanken, die für weit weniger als ein Sportstargehalt aufs Eis gehen werden. Aber das ist Nothilfe und nicht das Konzept für die Zukunft. Also: Was hat die Deutsche Eishockey Liga (DEL) anzubieten, um sich für die Zeit nach der Pandemie sicherer aufzustellen? Das wurde Daniel Hopp gefragt, Chef der Adler Mannheim und Vizepräsident des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB). Seine Antwort war erschreckend: Wenn jemand eine Idee habe, könne er sich gerne melden. Aber es klang durch: Es kann keine Idee geben, Eishockey wird ein von Gesellschaftern wie ihm getragenes Zuschussgeschäft sein.
Keine Task Force also, kein Innehalten, kein Nachdenken. Stattdessen drehen einige Clubs der DEL in alter Manier auf: Der ERC Ingolstadt, kürzlich noch Wackelkandidat, hat seit seinem Ja zur Saisonteilnahme elf Spieler verpflichtet. Die Nürnberg Ice Tigers nahmen gerade einen Kanadier unter Vertrag, der in Düsseldorf eine Gehaltskürzung abgelehnt hatte. Die Krefeld Pinguine, bei denen gerade ein 24-jähriger Neuling die Geschäfte führt, hatten plötzlich 31 Namen auf ihrer Kaderliste stehen – ein nicht zu verantwortender Irrsinn.
Mit dem Wahrnehmungs-Rückenwind aus der NHL-Karriere von Leon Draisaitl und den Draft-Erfolgen (Stützle, Reichel, Peterka) könnte sich die DEL ja mal als „German League“ positionieren. Doch die wenigsten Clubs füllen mit dem eigenen Nachwuchs auf. Die Mehrzahl steckt schon wieder drin im üblichen Rattenrennen.
Der Fußball hätte ganz sicher mehr nachgedacht.
Guenter.Klein@ovb.net