Hamburg – Richtig in Schwung kam die Beziehung nie, jetzt ist sie beendet; Boris Becker (53) ist ab 2021 nicht mehr Chef im deutschen Herrentennis. Die ehrenamtliche Stelle (nur Reisekosten wurden erstattet) war vom Deutschen Tennisbund (DTB) extra für ihn geschaffen worden – vor drei Jahren trat er sie an. Oder besser gesagt: er humpelte sie an. Denn beim ersten Auftritt als Boss hinkte Becker, von einer Sprunggelenks-Operation gehandicapt, auf Krücken vor die Medien. „Ich bin stolz, Head of Men’s Tennis zu sein. Ich liebe diesen Sport, ich liebe dieses Land“, sagte der Heilsbringer damals.
Erkaltet sei die Liebe keineswegs, versichert er nun, aber leider fehle ihm „aktuell die Zeit, diese umfangreiche Aufgabe weiter auszuüben“, so Becker. Er wolle dem Verband aber „freundschaftlich verbunden bleiben“.
Der DTB bedankte sich in seiner eigenen Mitteilung höflich bei seiner Legende und verkündete, dass Davis-Cup-Teamchef Michael Kohlmann (46) die Verantwortung übernimmt. Becker glaubt, dass dieser die Aufgabe auch alleine „großartig weiterführen wird“. Gut möglich, denn eigentlich macht Kohlmann den Job ja schon seit fünf Jahren, nur wurde ihm die letzten drei Jahre Becker als Boss vor die Nase gesetzt.
Bleibt die Frage, was der sechsfache Grand-Slam-Sieger als Head of Men’s Tennis erreicht hat? Ja, einige Spieler, zum Beispiel Jan-Lennard Struff und Yannick Hanfmann, äußerten sich ehrfürchtig über seine Auftritte beim Davis Cup. Aber so richtig viel fällt einem nicht ein, wenn man nach einem positiven Becker-Effekt sucht.
Immerhin: Es gab auch keinen Fauxpas. Und so ist – zumindest für Boris Becker – eine Rückkehr denkbar. Wenn es seine Zeit (irgendwann wieder) erlaubt, würde er gerne „eine noch größere Aufgabe im DTB übernehmen“. Präsident Ulrich Klaus wollte sich am 15. November für eine weitere Amtszeit bestätigen lassen. Wegen Corona hat die Präsidiumswahl aber noch nicht stattgefunden. MATHIAS MÜLLER