München – Wochenlang hatte sich Hasan Ismaik (oder wer auch immer in den Sozialen Medien in seinem Namen textet) auf watteweiche Botschaften beschränkt. Das 1:2 gegen Saarbrücken? „Auch Niederlagen gehören zu einer Entwicklung.“ Das 0:2 gegen Duiburg? „Leider blieben wir heute ohne Punkte.“ Die 1:2-Pleite in Dresden? „Rubrik Lernprozess“. Und das 0:0 gegen Uerdingen? „Solche Tage gibt es …“
Nach dem 1:1 bei Aufsteiger SC Verl schlägt der Investor des TSV 1860 nun aber andere Töne an. „Unsere Mannschaft hat Verl einen großen Kampf geliefert und zumindest einen Punkt am Dienstagabend mitgenommen. Nun geht es am Samstag gegen Türkgücü. Alle Aufsteiger haben in dieser Saison eine besondere Qualität, dennoch ist es jetzt an der Zeit, ein Zeichen zu setzen und den Fans im Derby einen Sieg zu schenken.“
Es wäre der erste Dreier gegen eine Mannschaft aus der aktuell oberen Tabellenhälfte. Alle bisherigen Siege gelangen den Löwen gegen Teams, die sich eher nach unten orientieren müssen: Meppen, Haching, Zwickau, Lübeck, Halle. Reiner Zufall oder substanzieller Trend? Das ist die Frage an der Grünwalder Straße. Festzustellen ist: Spielerisch geht nicht (mehr) viel zusammen bei den Sechzigern. „Basics sind nicht alles“, titelte die „SZ“ treffend nach dem 1:1 in Verl.
Auch Trainer Michael Köllner zog ein Weder-Fisch-noch-Fleisch-Fazit: Läuferisch und kämpferisch sei seine Mannschaft „gut unterwegs“ gewesen. „Wir haben den Gegner in den ersten 15, 20 Minuten beherrscht. Aber die technische Genauigkeit hat uns ausgebremst. Daran müssen wir arbeiten. Ich will jedes Spiel gewinnen.“
In Paderborn gegen Verl brachten die Löwen kaum eine Kombination zum gefährlichen Abschluss. Das Tor zum 1:0 von Stefan Lex resultierte aus einer Willensleistung von Sascha Mölders, der die Kugel mit Wucht, Geschick und Übersicht auf Flankengeber Daniel Wein zurücklegte. Nach dem Seitenwechsel fielen in spielerischer Hinsicht nur noch Lex und der eingewechselte Richard Neudecker positiv auf. Zu wenig, um dem selbstbewussten Aufsteiger mehr als einen Punkt abzutrotzen.
Zu denken geben dürften den Löwen auch die Sätze des gegnerischen Trainers. „Immer, wenn wir Fußball gespielt haben, haben wir 1860 weh getan“, stellte Guerino Capretti korrekt fest. „Auch bei Standards waren wir gefährlich.“ Das Derby am Samstag wird darüber entscheiden, ob die Englische Woche des TSV 1860 am Ende als positiv oder negativ zu bewerten ist.