Flick wird zum Vulkan

von Redaktion

Der Achtelfinal-Einzug ist perfekt – aber der Bayern-Coach ist nicht zufrieden

VON MANUEL BONKE

München – David Alaba bekam den Zorn seines Trainers bereits nach einer Viertelstunde im Champions-League-Spiel gegen den FC Salzburg verbal zu spüren: Der Österreicher in Diensten des FC Bayern spielte einen schlampigen Pass auf Marc Roca und verursachte dadurch die erste gegnerische Großchance. Torwart Manuel Neuer konnte zwar klären, doch Hansi Flick tobte an der Seitenlinie und schimpfte mehrere Sekunden in Richtung Alaba – ehe er kopfschüttelnd abwinkte.

Flick richtete nicht nur während des Spiels, sondern auch nach dem 3:1-Sieg deutliche Worte an seine Mannschaft: „Wir können nicht zufrieden sein mit der ersten Halbzeit. Die zweite Halbzeit war wesentlich besser. Wir können heute wirklich nur zufrieden sein mit der Effizienz, die wir gezeigt haben.“ Ungewohnt scharfe Kritik, aber es ist Flick ernst. Er wurde kurz zum Trainer-Vulkan.

Was dem Triple-Coach sauer aufstieß, waren die vielen leichtfertigen Ballverluste seiner Mannschaft: „Wir müssen unsere Fehler minimieren! Das sind die Themen, die ich schon immer angesprochen habe: Wenn wir Fehlpässe gegen Mannschaften machen, die kompakt in einer guten Ordnung stehen, haben sie die Möglichkeiten uns wehzutun.“ Gut für Flick, dass er an diesem Tag einen fast unüberwindbaren Schlussmann im Kasten hatte (Text unten). Darum hatte Manuel Neuer auch einen großen Anteil daran, dass der FC Bayern bereits nach vier Spieltagen als Sieger der Gruppe A feststeht und die letzten beiden Königsklassen-Partien entspannt in Angriff nehmen kann, um sich für die anstehenden Bundesliga-Herausforderungen zu schonen. Oder?

„Das ist nicht unsere Einstellung und Herangehensweise, dass wir in Spiele gehen und sagen: ,Okay, jetzt können wir uns auf andere Dinge konzentrieren’“, stellt Flick klar und kündigt für die nächsten beiden Partien der Gruppe an: „Wir werden versuchen, unsere Siegesserie fortzuführen. Wir gehen in die Spiele, um sie zu gewinnen.“ Der Bayern-Trainer fordert von seiner Mannschaft also weiterhin Vollgas-Fußball. Der Schlendrian soll gar nicht erst einkehren

Bereits am Dienstag gastieren die Münchner bei Atlético Madrid, am morgigen Samstag steht aber erst noch die Bundesliga-Partie in Stuttgart an. Flick hat eine genaue Vorstellung, was in diesen Spielen geschehen muss, damit er künftig auch wieder mit der Spielweise zufrieden sein kann: „Wir müssen im Ballbesitz eine andere Souveränität ausstrahlen. Das müssen wir schnell hinbekommen.“ Im Idealfall sorgt diese Souveränität wieder für mehr Torchancen. Am Mittwoch schoss der Triple-Sieger elf Mal, Salzburg 19 Mal aufs Tor.

Vielleicht würde eine Start-elf-Beförderung von Edeljoker Leroy Sané für ein souveräneres Spiel nach vorne sorgen. Seinen letzten Einsatz von Anfang an hatte er vor knapp einem Monat in der Bundesliga gegen Köln. Sanés Statistik liest sich trotz seines aktuellen Reservisten-Daseins beeindruckend: In 392 Spielminuten kommt er auf fünf Tore und zwei Vorlagen – das macht alle 56 Minuten eine Torbeteiligung. Zum Vergleich: Der formschwache Serge Gnabry stand diese Saison 877 Minuten auf dem Platz und benötigte 175 Minuten für eine Torbeteiligung. Das ist ausbaufähig.

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