„An Nummer eins steht das Kind“

von Redaktion

RODELN  Natalie Geisenberg und Daja Eitberger mit neuer Rolle im Eiskanal

Innsbruck – Die beiden Rodel-Asse Natalie Geisenberger (32) und Dajana Eitberger (29) kehren in Innsbruck-Igls als Mamas in den Eiskanal zurück. Das Interview.

Wo werden denn Ihre Söhne sein, wenn Sie jetzt wieder Ihren Sport betreiben?

Eitberger: Mein Freund ist gerade zu Hause in Elternzeit. Ich habe für mich beschlossen, dass ich ein Stück weit ruhiger entspannter bin wenn – so traurig es klingt – meine Liebsten zu Hause sind.

Geisenberger: Leo ist mit meinem Mann Markus und meinem Vater immer vor Ort mit dabei. Es ist logistisch nicht ganz einfach und ich weiß am Abend auch immer, was ich getan habe.

Wie funktioniert die Doppelrolle?

Eitberger: Die Partnerschaft wird leider als Allererstes hintenangestellt. Das bringt es einfach mit sich, wenn eine Leistungssportlerin sagt, sie möchte Mama sein und weiter Leistungssport betreiben. Ich wollte mich noch nicht geschlagen geben.

Geisenberger: Dass es stressig wird, war klar. Aber ich habe es genau so, wie wir es uns gewünscht haben. An Nummer eins steht das Kind, an Nummer zwei Sport sowie der Partner und die Familie.

Kommt Leo am Saisonende mit nach Peking?

Geisenberger: Ich denke nicht. Ich werde mir auch zu Sigulda Gedanken machen, sonst kommt mir der Kalender coronabedingt entgegen. Alle Rennen finden in der Nähe statt. Deswegen wird Leo überall dabei sein. Anders würde es mein Mutterherz einfach nicht schaffen.

Eitberger: Ich kann der Natalie spätestens, wenn es Richtung Peking geht, eine tröstende Schulter geben. Ich weiß ganz genau, wie sich das anfühlt. Auf dem Flug zum Lehrgang in Sigulda habe ich mich das erste Mal für eine längere Zeit von meinem Sohn Levi verabschiedet. Im Flugzeug habe ich mich nach ganz hinten verkrümelt und eine halbe Stunde lang geheult.

Sind Sie noch so risikofreudig wie früher?

Eitberger: Als ich auf dem Schlitten saß, hatte ich keinen Gedanken, dass zu Hause jemand wartet und ich noch eine ganz andere Rolle dort absolvieren muss. Für mich war klar, Rodeln ist eine Risikosportart, das gehört dazu. Aber ich bin schon behutsamer geworden.

Geisenberger: Als ich in Altenberg meinen ersten Lauf nach der Pause gemacht habe, war schon kurz mal ein „Will ich das noch, brauche ich das noch?“ Als ich dann im Ziel war, dachte ich: Ja, will ich und brauche ich noch.

Interview: Klaus-Eckhard Jost

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