München – Als der FC Bayern sich am Freitagnachmittag auf den Weg Richtung Stuttgart machte, saß auch Leroy Sané im Mannschaftsbus. Mit der Hoffnung, an diesem Samstag nach fast einem Monat des Edeljoker-Daseins endlich wieder mal von Anfang an spielen zu dürfen. Das war dem Linksfuß in neun Pflichtpartien lediglich viermal vergönnt. In den wichtigen Spielen wie gegen Borussia Dortmund oder in der Champions League kam er ausschließlich von der Bank. Das zeigt: Für Bayern-Trainer Hansi Flick ist die Rangordnung auf dem Flügel derzeit klar festgelegt. Serge Gnabry und Kingsley Coman sind gesetzt, Sané bleibt nur die Rolle als Außenstürmer Nummer drei.
Das begründet Flick – die jüngsten Eindrücke von Sané aus dem Spiel gegen Salzburg im Hinterkopf – wie folgt: „Leroy hat genauso wie viele andere Spieler gegen Salzburg einige unnötige Ballverluste gehabt und dann auch im Eins-gegen- Eins nicht ganz so nachgesetzt.“ Es gebe für dieses mangelnde Defensiv-Verhalten Gründe, so Flick. „Darüber haben wir gesprochen. Leroy wird versuchen, dass er das die nächsten Spiele besser macht.“ Im Idealfall bekommt der Nationalspieler schon am Samstag gegen den VfB Stuttgart (15.30 Uhr, Sky) die Möglichkeit, den Trainer von seinen Defensiv-Künsten zu überzeugen.
Jüngst war der Münchner Chefanweiser aber nicht nur mit Sanés, sondern generell mit dem Defensiv-Verhalten seiner Mannschaft unzufrieden: „Wenn wir den Ball haben, dann ist es zu oft passiert, dass wir Fehler machen. Im Tennis sagt man ,unforced error’. Das müssen wir verbessern. Keiner rechnet mit einem Fehlpass, daher steht man anders.“ Flick fordert daher: „Wir müssen dann wieder mehr Druck auf den Ball bekommen. Das ist eine Teamleistung. Jeder muss in der Defensive mitmachen.“
Im Spiel nach vorne macht Sané hingegen kein anderer Bayern-Flügelflitzer etwas vor, wie ein Blick in die Statistik zeigt: In gerade einmal 392 Spielminuten gelangen ihm fünf Tore und zwei Vorlagen. Serge Gnabry schaffte in 877 Minuten vier Treffer und einen Assist, Kingsley Coman kommt in 657 Minuten auf vier Treffer und drei Torvorbereitungen. Sanés starke Quote ist auch Hansi Flick nicht entgangen: „Seine Effizienz ist sehr gut. Wenn Leroy spielt, ist immer eine Steigerung der Dynamik da, und er ist immer für ein Tor gut, das zeichnet ihn aus.“
Seinen Start in München hatte sich der Königstransfer sicherlich anders vorgestellt: Nach seinem überstandenen Kreuzbandriss zwang ihn eine Kapselverletzung im rechten Knie zu einer einmonatigen Zwangspause. Trotzdem versichert Flick, dass Sané derzeit zu hundert Prozent fit sei: „Es ist klar, dass er noch etwas braucht, aber die Zeit bekommt er. Wir sind sehr zufrieden“, sagt der Coach.
In Zeiten, in denen einen Englische Woche die nächste jagt, ist Flick grundsätzlich zufrieden: „Wir haben eine gute Breite im Kader, das hat Hasan sehr gut gemacht“, geht ein Lob an Sportvorstand Salihamidzic. Und es stimmt ja auch: Es gibt nicht viele Mannschaften, die ein 50-Millionen-Kaliber wie Leroy Sané als Edeljoker einsetzen können.