Machen wir uns völlig umsonst Sorgen um den deutschen Fußball und unseren historisch desolaten Auftritt der Nationalmannschaft gegen Spanien? Schließlich stürmen die deutschen Clubs beeindruckend souverän durch die europäischen Wettbewerbe. Allein in dieser Woche gleichen die Auftritte der Bundesliga-Vereine auf europäischer Ebene einer Erfolgsbilanz. Fünf Siege aus sechs Spielen.
Lediglich RB Leipzig ging beim 0:1 gegen Paris Saint-Germain als Verlierer vom Platz – allerdings nach einem guten Auftritt gegen die Startruppe aus der französischen Hauptstadt und mit immer noch allen Chancen auf das Weiterkommen in der Königsklasse. Für die anderen deutschen Vertreter ist das Überwintern in Europa bereits perfekt (FC Bayern, Hoffenheim) oder nur noch Formsache (Mönchengladbach, Leverkusen, Dortmund).
In der UEFA-Fünfjahreswertung ist die Bundesliga der Serie A auf den Fersen und hat gute Chancen, die Italiener in der aktuellen Form zu überholen. Doch der Erfolg ist trügerisch. Er spricht für die Qualität der Vereine, jedoch nicht für die Qualität der deutschen Spieler. Es sind die ausländischen Stars, die ihre Clubs in dieser Spielzeit bis jetzt nach vorne schießen. 16 Tore erzielten die hiesigen Vereine in der vergangenen Euro-Woche. Lars Stindl per Elfmeter und Leroy Sané für den FC Bayern waren die einzigen deutschen Torschützen. Sonst markierten nur Nicht-Deutsche die Treffer für ihre Arbeitgeber. Ein Trend, der auch in der Liga zu beobachten ist. Oder fallen Ihnen deutsche Kicker ein, die sich in dieser Saison ins Rampenlicht spielen? Erling Haarland, Lucas Alario oder Andrej Kramaric prägen – abseits des FC Bayern – das Gesicht der Liga.
Die Wehklagen über das deutsche Abschneiden in der Europa- und Champions League wird erst einmal ausbleiben. Für Bundestrainer Joachim Löw ergeben sich aus der Stärke der Bundesliga trotzdem keine neue Optionen. Und Spieler, die überzeugen, hat er entweder aussortiert (Hummels, Boateng, Müller) oder bereits vor Jahren als charakterlich für untauglich bewertet – wie im Fall Max Kruse.
Neue Heilsbringer sind für Löw in der Liga nicht in Sicht –trotz einer Spielklasse auf europäischen Topniveau.
Daniel.Mueksch@ovb.net