Klaus Wolfermann, Diego Maradona und die Salti in Herzogenaurach

von Redaktion

Zu den vielen Menschen, die um Diego Maradona trauern, gehört auch Klaus Wolfermann. Er ist selbst ein berühmter Sportler. Der heute 74-Jährige, der in Penzberg lebt, war 1972 Olympiasieger im Speerwerfen, nach der Karriere in der Leichtathletik und im Bobfahren wurde er PR-Manager bei Puma – und in dieser Funktion erlebte er die Entdeckung des Fußball-Weltwunders Diego Maradona mit.

Firmenchef Armin Dassler hatte den Tipp erhalten, dass es in Argentinien einen Jungen gebe, der ganz formidabel kicken könne. Wolfermann: „Dassler sagte, er fliege mit dem Learjet nach Argentinien und bringe den Spieler hierher. Und tatsächlich: Vier, fünf Tage später stand Diego Maradona bei uns in Herzogenaurach im Büro.“ Dassler bat Wolfermann und dessen für die Fußball-PR zuständigen Kollegen Hans Nowak, mit Maradona auf den Sportplatz des ASV Herzogenaurach zu gehen und ihn zu begutachten. „Der ist dort mit dem Ball umgegangen, das habe ich noch nie gesehen. Eine Augenweide, koordinativ war er vom lieben Gott bedacht worden“, erinnert sich Wolfermann. „Und nachdem er mit Fuß, Knie und Kopf unglaubliche Sachen gezeigt hatte, sagte er: ,Ich kann noch mehr.’ Und er zeigte uns Flic Flac, Salto vor- und rückwärts.“ Wolfermann, aus dem Turnsport kommend, konnte nur noch staunen über dieses Bewegungstalent aus Argentinien. Auch Pelé empfahl den Puma-Leuten, das Talent Maradona zu verpflichten: „Wenn ihr den habt, habt ihr Edelmetall.“

Nach der Vertragsunterschrift kam Diego Maradona ein zweites Mal nach Herzogenaurach – um sich einzukleiden. Wolfermanns Frau Friederike arbeitete in der Ausrüstungsabteilung. Nach zwei Stunden mit Maradona rief sie an: „Der nimmt alles mit, sogar Skisachen.“ Doch Armin Dassler sagte: „Lasst ihn aussuchen, was er will. Wir werden das Fünffache verdienen mit ihm.“ Man ließ ihm auch seinen Lauf im Nürnberger Nachtleben.

„Maradona war wirtschaftlich ein Segen für Puma“, weiß Klaus Wolfermann. Die Werbepartnerschaft hielt bis zuletzt. Puma baute zu Maradonas Spielerzeit Schuhe für ihn mit speziellen Leisten. Zur Person Diego kann Wolfermann sagen: „Er war freundlich zu allen, bei ihm war immer viel Menschlichkeit dabei.“ Allerdings war Maradona auch umgeben von „Leuten, die ihn aufs Glatteis führten“. Die Zusammenarbeit geriet manchmal kompliziert. „Zu seiner Zeit in Neapel ließen wir ihn zur ISPO nach München kommen, dazu war er verpflichtet, doch er weigerte sich, zur Pressekonferenz anzutreten, weil er verletzt war.“ Wolfermann holte den Arzt Bernd Rosemeyer („Den Sohn des Rennfahrers“), der alle aus dem Hotelzimmer schickte und Maradona kurz behandelte. Er verpasste dem Star eine Spritze – mit nichts drin. Egal, es wirkte. Placebo-Effekt.

Klaus Wolfermann: „Ich möchte es nicht missen, Diego Maradona kennengelernt zu haben.“ GÜNTER KLEIN

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