SC Freiburg
Vor der Saison verlor des SC Freiburg seine beiden aktuellen Nationalspieler – und es ist ja was ganz Besonderes, dass er als kleiner Bundesliga-Club überhaupt welche hat. Luca Waldschmidt begeistert bei Benfica Lissabon, Robin Koch hat sich bei Leeds United problemlos integriert. Gesorgt hat sich um Freiburg wegen dieser Abgänge aber niemand – weil das Vertrauen in Trainer Christian Streich und den Pool an Talenten im Breisgau unendlich ist. Doch seit dem 3:2-Sieg beim VfB Stuttgart am ersten Spieltag tut sich beim Sport-Club nichts mehr. In Augsburg erlebte Freiburg die achte sieglose Partie in Folge, aber wenigstens keine Niederlage wie am Wochenende davor, sondern ein 1:1.
Man muss aufmerken, wenn Streich sagt: „Es war eine gute Leistung von der Haltung. Mit dieser Haltung müssen wir jedes Mal reingehen, damit wir die Chance haben, ein Bundesligaspiel zu gewinnen.“ Heißt das, dass der Coach diese Einstellung zuletzt vermisst hat?
Er relativiert das. „Normal ist unsere Haltung eine gute.“ Nur gegen Mainz beim 1:3 war sie es nicht, aber dafür will er sein Team entschuldigen. „Wir haben in der ersten Minute ein irreguläres Tor gekriegt, im Spiel davor in Leipzig einen irregulären Elfmeter – dadurch stand die Mannschaft unter Schock.“ Ausnahmen, denn „sonst würden wir nicht so viele Jahre in der Bundesliga spielen. Wir werden auch nicht immer Viertletzter.“ Am Ende von 20/21 würde es Streich aber zufriedenstellen: „Wenn am 34. Spieltag drei hinter uns liegen, dann war es ein schwieriges Jahr, das wir erfolgreich abgeschlossen haben.“ Trotz des spürbaren Engagements in Augsburg: „Jubeln dürfen wir nicht.“
Der Ausgleich, den der SC durch Ruben Vargas fing: Unglücklich, da Johnny Schmid, der Verteidiger, den Schuss unhaltbar abfälschte. „Allerdings mit der Hand – es hätte also Strafstoß für uns gegeben, wenn er nicht dringewesen wäre“, meinte FCA-Trainer Heiko Herrlich.
Corona-Psychologie
Bevor im Mai der Sonderspielbetrieb Bundesliga mit strengem Hygienekonzept startete, rätselten alle – auch die Psychologen –, ob es bei Geisterspielen und dem damals herrschenden Verbot, sich zu berühren, miteinander ein Tor zu feiern, zu seltsamen Resultaten kommen würde. Eintracht Frankfurts Sportvorstand Fredi Bobic stellte gar ein 5:5 als neue Realität in den Raum. Tatsächlich fielen die Ergebnisse dann ziemlich erwartbar aus, meist gewann der Favorit. Am 9. Spieltag 2020/21 nun wenigstens mal munteres Geballere: 5:3 bei Wolfsburg – Bremen, zwei Teams, die sich zuletzt der Zweckmäßigkeit verschrieben hatten und mit stabilen Abwehrreihen agierten. Auch nicht schlecht: das Hin- und Herwogen beim 3:3 zwischen Union Berlin und Eintracht Frankfurt.
Allerdings alles ohne Corona-Psychologie: Ans veränderte Ambiente (Geisterspiele) haben sich alle gewöhnt, gejubelt wird wieder ganz normal. Manchmal sogar geküsst.
Mönchengladbach
Plus drei – das ist die Gladbacher Tordifferenz, die bislang beste diese Saison. Die anfänglichen Verletzungen (Embolo, Thuram) hat Marco Roses Mannschaft hinter sich, beim 4:1 gegen Schalke stand erstmals seit März auch Denis Zakaria, über den auch die Bayern schon nachdenken sollen, in der Startaufstellung. Und leitete mit einer seiner Balleroberungen die Führung ein. Dem Knieknorpel geht es wieder gut. GÜNTER KLEIN