Wenn der Körper „Stopp“ sagt

von Redaktion

Verletzungsnot bei Bayern und in Europas Spitze: Viele Spiele, tiefe Böden

VON JOSE CARLOS MENZEL LOPEZ

Stuttgart – Geht das so weiter, ist auch in der Krankenstation an der Säbener Straße bald die Kapazitätsgrenze erreicht. Der FC Bayern kehrte aus Stuttgart zwar mit drei Punkten im Gepäck, allerdings auch mit vier neuen Sorgenkindern zurück. Beim 3:1 (2:1) gegen den VfB musste Hansi Flick Corentin Tolisso, Jerome Boateng und Lucas Hernández mit einer Reihe leichter bis mittelschwerer Verletzungen vom Feld nehmen, beim für die Schlussphase eingewechselten Javi Martínez zwickte es ebenfalls. Ob es sich bei besagten Spielern um ernstere Blessuren handelt, hatte der Club vor Redaktionsschluss dieser Ausgabe noch nicht kundgetan, laut „Bild“ soll es sich bei allen vieren aber nicht um langfristige Ausfälle handeln.

Fakt ist aber: Die Situation ist besorgniserregend. Mit Alphonso Davies (Aufbautraining nach Bänderriss am rechten Sprunggelenk), Bouna Sarr (Muskelprobleme) sowie dem Langzeitverletzten Joshua Kimmich fehlen nun schon sieben Spieler.

Woher rührt die aktuelle Misere? Wirft man einen Blick auf die anderen großen Ligen Europas, wird schnell klar: Nicht nur Bayern plagt sich dieser Tage mit Verletzungssorgen herum. Bei Real Madrid sind aktuell Sergio Ramos und Karim Benzema verletzt, beim englischen Champion aus Liverpool traf es Virgil van Dijk, Joe Gomez, Trent Alexander-Arnold und Alex Oxlade-Chamberlain, Frankreichs Meister PSG muss derweil auf Juan Bernat, Thilo Kehrer, Mauro Icardi und Julian Draxler verzichten.

Was alle Clubs gemeinsam haben: eine irrsinnige Flut an Spielen in den Beinen, die irgendwann einmal zum Stopp führen. Flick ist gleicher Meinung. „Es ist eine enorme Belastung“, so der Cheftrainer der Münchner. „Am Ende ist der einzelne Spieler der Leidtragende.“ Auf die Frage, ob eventuell auch Fitnessrückstande bei vereinzelten Spielern schuld an den ganzen Verletzungen sein könnten, reagierte Flick leicht strapaziert. „Es ist aktuell schon so, dass es viele Verletzte gibt. Nicht nur bei uns, sondern überall. Die Plätze werden tiefer, wie heute. Da ist es nicht so einfach, Verletzungen zu vermeiden.“

Zur Erinnerung: Die Kicker des Rekordmeisters haben seit Mitte September 16 Spiele in den Beinen, bei vielen kommen noch eine Handvoll aus zwei Länderspielpausen hinzu. Vor der Winterpause stehen in drei Wochen weitere sechs Partien an, die englischen Wochen nehmen kein Ende. Und sorgen dafür, dass insbesondere die Bayern nach dem Champions-League-Finalturnier im August, dem europäischen und nationalen Supercup sowie zwei Länderspielunterbrechungen platt sind. Leon Goretzka gab es ohne Umschweife zu: „Ich bin müde“, so der Ex-Schalker.

Nur zu gut also, dass die Münchner in der Champions League bereits das Achtelfinale gebucht haben. Beim morgigen Rückspiel bei Atlético Madrid ist es daher nur nachvollziehbar, dass Flick seine minimierte und entkräftete Mannschaft durchrotiert und Kickern wie Jamal Musiala, Chris Richards oder auch Niklas Süle mal wieder eine Chance von Beginn an gibt.

Ärgerlich: Neuzugang Marc Roca ist nach seinem Platzverweis gegen Salzburg vor einer Woche außen vor, Tanguy Nianzou wurde nicht für die Champions League gemeldet, womit Flick also nicht allzu viele Alternativen bleiben dürften. „Spiel, Regeneration, Abschlusstraining – so geht es immer weiter“, lamentiert er. „Die Mannschaft ist gerade am Limit.“ Der Blick ins Lazarett bestätigt seine These.

Auf wirtschaftlicher Ebene sind die Bayern bei den TV-Geldern wieder mit großem Abstand nationaler Spitzenreiter. Wie der „kicker“ berichtete, erhalten die Münchner 105,4 Millionen Euro aus der Vermarktung der aktuellen Bundesliga-Saison. Es folgen Borussia Dortmund (94,95 Millionen) und Bayer Leverkusen (88,07 Millionen).

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