Löw bleibt – die Skepsis auch

von Redaktion

Der Bundestrainer hat die Bosse im Verband überzeugt, die Öffentlichkeit aber noch nicht

Berlin – Auch am Tag nach dem Treuebekenntnis tauchte Joachim Löw ab. Dabei hätte der stark kritisierte Bundestrainer allen Grund gehabt, die mehr als nur wohlwollend ausgedrückte Rückendeckung des DFB-Präsidiums in aller Öffentlichkeit auszukosten. Doch Löw wählte nach dem für ihn so erfolgreichen Kurz-Trip in die Frankfurter DFB-Zentrale wieder den Rückzug statt die Offensive. Womit genau er seinen Job gerettet hat, welche konkreten Konsequenzen er aus dem 0:6-Debakel in Spanien zog, welche Fehler er zugab – die Öffentlichkeit blieb darüber im Dunkeln.

Vielleicht ja auch, weil es die ganz große Aufarbeitung schlichtweg nicht gegeben hat. Die Pressemitteilung, mit der der DFB am Montag dem Bundestrainer eine Job-Garantie aussprach, lässt sich mit einem „Weiter so!“ zusammenfassen. Wäre es nach den Fans gegangen, hätte Löw seinen Posten räumen müssen.

Nach einer FanQ-Blitzumfrage hätten sich 82,5 Prozent der Befragten einen sofortigen Neubeginn ohne den aktuellen Bundestrainer gewünscht. Lediglich 13,1 Prozent halten die Entscheidung pro Löw für richtig. Nur zwei Prozent der Befragten finden zudem, dass Löw sich in seiner Arbeit treu bleiben könne.

„Er muss jetzt aktiver da rausgehen, sich auch öfter bei Spielen sehen lassen, nicht immer nur in Freiburg“, forderte auch Ex-Nationalspieler Dietmar Hamann: „Er muss den Leuten das Gefühl geben, dass er das noch machen will.“

Zumindest das DFB-Präsidium scheint diesen Eindruck gewonnen zu haben, die „Blackout“-Theorie zum Debakel in Spanien wird in der Pressemitteilung untermauert: „Ein einzelnes Spiel kann und darf nicht Gradmesser für die grundsätzliche Leistung der Nationalmannschaft und des Bundestrainers sein.“

Außerdem bekam der Bundestrainer auch in seiner umstrittensten Maßnahme einen Freibrief ausgestellt: Löw muss keinen der aussortierten Rio-Weltmeister Thomas Müller, Mats Hummels und Jerome Boateng zurückholen – ganz im Gegenteil. Das Präsidium stärkte ihm bezüglich des eingeleiteten Umbruchs auch mit Blick auf die WM 2022 und Heim-EM 2024 demonstrativ den Rücken. Trotzdem sagte Boateng der „Bild“: „Ich freue mich, dass Jogi weitermachen darf. Er hat sich dieses Vertrauen in ihn in der Vergangenheit verdient.“

Natürlich gab und gibt es intern auch kritische Stimmen zu der Entscheidung. Zuletzt hatte Weltmeister-Kapitän Philipp Lahm, der als OK-Chef der Heim-EM einen Sitz im Präsidium hat, von Löw gravierende Veränderungen gefordert. Dieser müsse seine „Ansprache anpassen“ und eine „Neuerfindung“ der Nationalmannschaft einleiten. Davon aber war nach dem Treffen am Montag keine Rede.  sid

Mehrheit der Fans wollte Wechsel

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