München – Öffentliche Spielerkritik gibt es bei Hansi Flick nicht. Wer jedoch zwischen den Zeilen liest, dürfte nach dem 3:3 am Samstag gegen Leipzig erkannt haben, dass der Cheftrainer des FC Bayern mit Leroy Sané bislang nur bedingt zufrieden ist. Es war in der Tat elegant, wie der 55-Jährige den Tadel am Königstransfer verpackte – nämlich in ein Lob für einen zweiten Kicker.
Auf die Frage nach dem Überangebot an Flügelstürmern setzte Flick zur Würdigung des Dreifach-Vorlagengebers Kingsley Coman an – und schob den entscheidenden Satz hinterher: „Dieses Niveau wünsche ich mir von allen.“ Natürlich auch von Sané. Denn die Erwartungen, die den 50 Millionen Euro teuren Neuzugang von Manchester City seit seiner Ankunft in München begleiten, konnte er bisher nicht erfüllen. Bereits am Dienstag bei Atlético Madrid (1:1) lieferte der 24-Jährige eine ausbaufähige Vorstellung ab, Flick lies ihn gegen Leipzig jedoch erneut von Beginn an ran. Auch diesmal blieb Sané blass, wurde nach 64 Minuten für Serge Gnabry ausgewechselt und verzog sich darauf zügig in die Kabine.
Auch sein Ersatzmann kickte glücklos, Gnabrys letzte Torbeteiligung ist über einen Monat her. Douglas Costa ist ohnehin als Ergänzungsspieler vorgesehen. Wenn es derzeit einen Mann gibt, der auf den Außen überzeugt, dann nur Coman. Lange als ewiges Talent abgestempelt, das keine Konstanz in sein Spiel brachte und nicht aus dem Schatten seines famosen Landsmanns Franck Ribéry trat, scheint der Franzose nun endlich zu explodieren. Auch gegen RB war er bester Bayern auf dem Platz, legte alle drei Treffer vor und kommt nach zwölf Saisoneinsätzen in der laufenden Saison bereits auf fünf Tore und sieben Assists.
Nach Robert Lewandowski und Thomas Müller ist der 24-Jährige Bayerns Scorer Nummer drei, an Comans Aufschwung hat auch Flick seinen Anteil. Bewusst verfiel der Cheftrainer der Münchner nach Comans entscheidendem Tor im Champions-League-Finale gegen Paris nicht in blindes Lob, sondern kitzelte den Hochgeschwindigkeitsspieler weiter. Nach seinem Doppelpack beim Auftakt gegen Atlético (4:0) meinte Flick sogar: „Das ist die Messlatte.“
Rund zwei Monate später ist Coman Leistungsträger. Und so stabil, dass Flick nach dem Leipzig-Spiel – diesmal ganz ohne Hintergedanken –einfach nur lobte: „Im Moment ist Kingsley Coman derjenige, der Akzente setzt, Tore macht, Torgefahr ausstrahlt, Tore vorbereitet und einen guten Blick für den Raum hat. Er hat ein sehr gutes Spiel gemacht.“ Und ist deswegen zurecht die erste Wahl vor Sané. lop