Die Bühne genutzt

von Redaktion

Choupo-Moting steht beim Tor im Rampenlicht: „Nicht aufhören, gegen Rassismus zu kämpfen“

München – Dieser Jubel war gut durchdacht und sendete gleich zwei Botschaften. Die erste betraf nach dem 2:0 des FC Bayern gegen Moskau Eric Maxim Choupo-Moting selbst. Am Gesicht des bisher glücklosen Aushilfsstürmers konnte man genau sehen, wie wichtig der Treffer zum Endstand für ihn war, wie viel Ballast in diesem Moment abfiel. Dann aber stellte sich der 31-Jährige in den Hintergrund, kniete nieder, reckte die Faust in die Luft – und sorgte für einen Moment, in dem persönlicher Erfolg mal kurz nichts anderes war als: eine Nebensache.

„Wir müssen ein Zeichen setzen, wir dürfen nicht aufhören, gegen Rassismus zu kämpfen“, sagte Choupo-Moting nach Abpfiff. Der kamerunische Nationalspieler hatte sich anders als zahlreiche andere Profis in Europa nicht nur über die Sozialen Medien, sondern auch auf dem Feld solidarisch mit Istanbul Basaksehir gezeigt. „Nicht wegsehen, sondern Stellung nehmen“ sei sein Motto, führte er aus. Seit Dienstagabend, seitdem die Skandal-Partie zwischen Paris und Istanbul abgebrochen worden war, sei er „sehr traurig“ gewesen, „dass so etwas passiert“. Da allerdings konnte er noch nicht damit rechnen, welch große Bühne für ein Statement sich ihm rund 24 Stunden später bieten würde. Choupo-Moting stand für einen Moment im Rampenlicht – und nutzte das aus.

Auch bei Trainer Hansi Flick kam die Aktion, die auf den US-Footballspieler Colin Kaepernick zurückgeht, gut an: „Wir haben eine Vorbildfunktion. Den Spielern muss man Respekt zollen, das ist genau die richtige Geste“, sagte er. Und so passte es ihm wie dem FC Bayern an diesem Abend doppelt gut in den Kram, dass Choupo-Moting die Vorlage von Serge Gnabry in der 80. Minute aus spitzem Winkel verwertete. Bis dahin hatte der Ersatzmann von Robert Lewandowski wie schon letzte Woche in Madrid kein gutes Spiel gemacht, der erste Königsklassen-Treffer für den neuen Arbeitgeber „hat ihm jetzt gutgetan“, bestätigte Flick. Der Torschütze selbst sagte diplomatisch: „Das Wichtigste ist, dass wir gewinnen.“ Aber: „Wenn man mit einem Tor beitragen kann, ist es umso schöner.“

Das Gefühl kannte Choupo-Moting im roten Trikot nicht, bisher hatte er lediglich im DFB-Pokal gegen Düren getroffen. Und er muss wohl auch noch ein wenig warten, bis er nachlegen kann. Am Samstag, sagte Flick, werde Lewandowski „zu 100 Prozent fit“ sein. Die Bühne gehört dann wieder ihm.  hlr

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