Ein Spätstarter wird Hoffnungsträger

von Redaktion

Pius Paschke geht für den Deutschen Skiverband als feste Größe in die Skiflug-WM

München – Das Wiedersehen mit Planica konnte Pius Paschke ganz entspannt angehen. Bundestrainer Stefan Horngacher hatte sich ja schon früh festgelegt: Der Münchner wird mitmachen, wenn es ab heute bei der Skiflug-WM in Slowenien um WM-Medaillen geht. Der gebürtige Münchner konnte sich in Ruhe anschauen, wie Constantin Schmid gegen Altmeister Severin Freund und Martin Hamann den letzten freien Platz im Team einsprang.

Auf die Rolle des vierten Mannes spekulieren zu dürfen, das war eine Situation, mit der Paschke über weite Teile seiner Karriere schon glücklich gewesen wäre. Der Mann, der heute für den WSV Kiefersfelden startet, war lange so etwas wie der Vergessene im Konstrukt des Deutschen Skiverbandes. Immer wieder mal nahe dran an Höherem und doch ganz weit weg. So wie im Winter 2013/14 als Ex-Coach Werner Schuster seine feinen Auftritte im Continental Cup mit den Nominierungen für die Weltcups in Engelberg und Sapporo belohnte. Heraus kamen Plätze im Niemandsland und er war schnell wieder heruntergekippt von der höchsten Bühne.

„Ich bin sicher keiner wie der Andi Wellinger“, sagte er. Kein Ausnahmetalent, das in jungen Jahren die Szene aufmischt. Paschke ist auch kein filigraner Flieger. Der 30-Jährige war schon immer ein harter Arbeiter. Guter Absprung, aber dann kam oft nicht mehr viel. Fast sehnsüchtig schaute er teilweise etwa beim Kollegen Markus Eisenbichler zu, dem vielleicht feinsten Flugkünstler der Szene.

Doch Paschke hat sich eher den Münchner Severin Freund zum Vorbild genommen. Auch der hatte sich einst Schritt für Schritt nach oben gepirscht. Bei Paschke blitzte das Potenzial für mehr schon in der Vorsaison auf. So wie im Februar in Lahti, als er mit dem Team den ersten Weltcupsieg feiern durfte. Und in diesem Jahr ist der Berufspolizist bislang feste Größe. Holte in allen Springen Weltcuppunkte, in Nischni Tagil sprang er als Fünfter sogar für den verblasenen Eisenbichler in die Bresche. Und nun ist er also feste Größe beim Skifliegen, das für den Mann, der mit vier Jahren erstmals auf Skiern stand, ein Kindheitstraum war. Nicht zuletzt auch im Teamwettbewerb soll er mit seiner neuen Konstanz die erhoffte Medaille für das DSV-Quartett absichern.

Wobei Bundestrainer Stefan Horngacher Paschke in seiner Entwicklung noch gar nicht am Ende sieht. „Da geht mehr“, deutete der Österreicher vor dem Start in Planica an. Paschke selbst nimmt das Glück mit einem Lächeln. Auch wenn es ein spätes ist: „Lieber mit 30 als nie.“ Wie wahr. PATRICK REICHELT

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