Planica – Der neue Weltmeister Karl Geiger (27) eilte aus Planica zu seiner hochschwangeren Frau Franziska nach Oberstdorf, Markus Eisenbichler (29) verabschiedete sich zur kurzen Winterfrische ins heimische Siegsdorf. Die deutschen Skisprungstars hatten nach einer grandiosen Flug-WM je zwei Medaillen, eine Monsterform und die nächsten Ziele im Gepäck: Die Chancen auf den ersten Heimsieg bei der Vierschanzentournee seit 18 Jahren scheinen groß wie nie.
„Es war hervorragend hier in Planica, ich bin sehr, sehr zufrieden. Jetzt sind wir aber müde und müssen uns erstmal ein wenig ausrasten“, sagte Bundestrainer Stefan Horngacher und gab seinen Adlern zwei Tage frei: „Am Mittwoch geht es wieder ins Krafttraining. Und am Donnerstag nach Engelberg.“ In der Schweiz findet die traditionelle Tournee-Generalprobe statt, ehe es nach Weihnachten beim Auftakt am 28. und 29. Dezember vor Geigers Oberstdorfer Haustür ernst wird. „Ich bin hier tief verwurzelt, das ist Heimat für mich“, sagt er.
Dort, wo er in diesen Tagen Vater einer Tochter werden wird, muss Geiger zwar bei der Tournee auf die geliebte „brutale Atmosphäre“ an der Schattenbergschanze verzichten, wo keine Zuschauer zugelassen sind – seinen Oberstdorfern will er mit dem ersten deutschen Heimsieg seit Severin Freund 2015 aber ein Trostpflaster schenken. Dass er und Eisenbichler das Zeug dazu haben, auch als erster Deutscher seit Sven Hannawald 2001/02 den Gesamtsieg zu holen, ist seit Planica offenkundig. Dass es am Sonntag nur Teamsilber wurde, war dann auch mehr Motivation als Dämpfer.
„Ein bisserl enttäuscht und traurig“, sei Eisenbichler gewesen, und wer ihn kennt, weiß, dass ihn das wurmen und antreiben wird. „Das Sportleben ist halt so, dass es bergauf und bergab geht. Damit muss man leben. Wenn man das nicht kann, gerät man in einen extremen Strudel nach unten“, sagte er.
Planica zeigte aber auch, dass sich die Kräfteverhältnisse im Team verschoben haben. Geiger und Eisenbichler sind die einzigen Arrivierten, die fest gesetzt sind. Dahinter aber haben sich Spätstarter Pius Paschke (30) und Youngster Constantin Schmid (21) aus dem Planica-Silberteam und Aufsteiger Martin Hamann (23) als feste Größen etabliert. Altmeister Freund (32) muss dagegen um seinen Platz kämpfen, dem nach seinem Kreuzbandriss formschwachen Olympiasieger Andreas Wellinger (25) verordnete Horngacher eine Pause. Teamweltmeister Stephan Leyhe (28/Kreuzbandriss) fällt die gesamte Saison aus. Sorgenkind Richard Freitag (29) ist im B-Kader gelandet. sid