Das Geheimnis der Asymmetrie

von Redaktion

Hansi Flick probierte gegen Wolfsburg was Neues aus – taugt das auch fürs Leverkusen-Spiel?

VON JONAS AUSTERMANN

München – Der Aufstellungsbogen war mit Spannung erwartet worden, nachdem Hansi Flick am Vortag des Spiels seines FC Bayern gegen Wolfsburg „etwas Neues“, gar „ein Geheimnis“ angekündigt hatte. Die Personalliste an sich ließ die Fragezeichen zunächst nicht kleiner werden, aber die Verteilung der Münchner auf dem Spielfeld vor Anpfiff brachte Klarheit. Niklas Süle durfte als Rechtsverteidiger ran, Thomas Müller positionierte sich im Mittelfeld neben Corentin Tolisso, und Serge Gnabry übernahm auf der Zehn.

Nach dem hart erkämpften und durchaus wackeligen 2:1-Sieg der Bayern blieb die Erkenntnis: Es hakt noch beim Geheimplan von Flick. Das sah wohl auch er so. „Wir haben gewonnen, das ist das Entscheidende“, antwortete er, angesprochen auf seine taktischen Anpassungen. Der Gedanke hinter ihnen war folgender: Süle blieb als Rechtsverteidiger deutlich weiter hinten, als dies die eigentliche Stammkraft Benjamin Pavard üblicherweise tut. Der Abwehrschrank sollte mit Jerome Boateng und David Alaba das Aufbauspiel aus der Abwehr heraus übernehmen. Positiver Nebeneffekt: Im Falle eines Ballverlustes war so aus Wolfsburger Sicht immer noch ein Bayer mehr auszuspielen.

„Dadurch wollten wir eine gewisse Sicherheit und Kompaktheit haben“, erklärte Flick – und stellte noch den Begriff Asymmetrie in den Raum. Meist positionieren sich die Außenverteidiger oder Flügelspieler auf beiden Seiten ähnlich, auf gleicher Höhe. Nicht so am Mittwoch. Linksverteidiger Lucas Hernandez stand bei Münchner Ballbesitz deutlich weiter vorne als Süle auf der anderen Seite. Rechts wiederum mussten die offensiven Kingsley Coman oder Leroy Sané den Flügel besetzen. „Wir müssen aktuell sehr kreativ sein und ein bisschen anpassen, deswegen war die Überlegung, die Dinge asymmetrisch aufzubauen“, meinte Flick.

Der Bayern-Coach wollte die Defensive stärken – angesichts von sieben Gegentoren in den letzten sechs Spielen verständlich. Trotzdem kam Wolfsburg zu satten 17 Torschüssen, sechs mehr als die Bayern. Süle aber wusste defensiv durchaus zu überzeugen, hatte neben der besten Zweikampf- auch die beste Passquote. Seine Bälle gingen allerdings meist zu Nebenmann Boateng und selten nach vorne. Flick meinte: „Der Plan war nicht schlecht. Das Ziel waren drei Punkte – und die haben wir erreicht.“ Ob der Bayern-Coach gegen die pfeilschnellen Leverkusener Flügel wie Moussa Diaby und Leon Bailey wieder auf Außenverteidiger Süle setzt? Gut möglich – zumindest in der Defensive ging das Experiment ja auf. Und Flick hatte bereits angekündigt, die Neuerungen bis einschließlich des Leverkusen-Spiels durchziehen zu wollen.

Beim gegnerischen Trainer sorgte Flicks Geheimplan nicht groß für Kopfzerbrechen. „Das hat uns nicht aus dem Konzept gebracht“, meinte Oliver Glasner. „Das System war nicht entscheidend für den Ausgang des Spiels.“ Und Leverkusens Peter Bosz weiß schon jetzt genau, was am Samstag auf ihn zukommen könnte.

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