„Man sieht bei den Hachingern eine Entwicklung“

von Redaktion

VOLLEYBALL Niklas Kronthaler spielt mit Bisons Bühl gegen seinen früheren Klub

München – Im heutigen Bundesliga-Heimspiel des TSV Unterhaching gegen die Volleyball Bisons Bühl kehren zwei Akteure der Schwarzwälder an ihre alte Wirkungsstätte zurück: Libero Florian Ringseis (28) und Außenangreifer Niklas Kronthaler (26) spielten in der vergangenen Saison noch für die Alpenvolleys Haching. Das Kooperationsprojekt der Oberbayern mit Österreichs Rekordmeister Innsbruck war im Frühjahr nach drei Jahren durch Niklas Kronthalers Vater Hannes Kronthaler, Entscheidungsträger der in dieser grenzüberschreitenden Volleyball-Beziehung dominierenden Tiroler, eingestellt worden. Im Gespräch mit unserer Zeitung spricht Niklas Kronthaler über die Perspektiven der Bühler, den Neustart der Hachinger und darüber, wie es seinem Vater, der auch österreichischer Rekordnationalspieler ist, ohne Top-Volleyball geht.

Niklas Kronthaler, Sie sind mit Bühl mit vier Siegen, darunter ein 3:1 gegen Serienmeister Berlin, furios in die Saison gestartet, waren sogar Spitzenreiter. In den letzten sechs Partien gab es dann nur noch einen Erfolg. Was ist mit Ihrem Team los?

Momentan schaffen wir es nicht, die knappen Sätze zu gewinnen, was uns am Anfang der Saison gelungen ist. Das liegt vielleicht daran, dass wir nicht mehr die gleiche Lockerheit haben wie am Anfang, als niemand außer uns selbst große Erwartungen hatte. Wir sind deshalb vermutlich nicht mehr so frei im Kopf und nicht mehr so risikofreudig.

Nun kehren Sie nach drei Jahren bei den Alpenvolleys zum ersten Mal nach Unterhaching zurück. Ist das ein spezielles Spiel für Sie?

Natürlich war ich bei den Alpenvolleys näher an der Innsbrucker Seite, weil ich dort mit acht Jahren angefangen habe, Volleyball zu spielen. Für mich ist das Spiel in Unterhaching aber trotzdem ein besonderes. Ich hatte in den drei Jahren Alpenvolleys viele Heimspiele hier, habe auch manchmal hier trainiert und ich freue mich auf bekannte Gesichter, besonders auf meinen alten Mitspieler Jonas Sagstetter, mit dem ich noch einen sehr guten Kontakt pflege.

Können Sie sich vorstellen, irgendwann wieder für Unterhaching zu spielen?

Im Moment bin ich ganz auf Bühl fokussiert. Wir wollen möglichst gut abschneiden und dann muss man schauen, was wegen Corona in der nächsten Saison passiert. Zumindest für nächstes Jahr würde ich eine Rückkehr ausschließen, grundsätzlich würde ich es aber so ausdrücken: Sag niemals nie.

Sie haben bis zu diesem Sommer immer in Innsbruck Volleyball gespielt, sind dann ihrem österreichischen Nationalmannschaftskollegen Florian Ringseis ins beschauliche Bühl gefolgt. Haben Sie Ambitionen, irgendwann bei einem Top-Verein aufzuschlagen?

Grundsätzlich will ich schon den nächsten Schritt zu einem großen Verein machen. Aber dazu muss ich meine Leistung bringen. Die war in den letzten Spielen nämlich auch nicht so gut. Auch hier gilt außerdem: Ich konzentriere mich jetzt auf Bühl und auch auf die Nationalmannschaft, mit der nach Weihnachten die EM-Qualifikation ansteht und nach der Saison die Europameisterschaft, falls wir uns qualifizieren.

Wie beurteilen Sie die größtenteils blutjunge Unterhachinger Truppe?

Für die Hachinger als unerfahrene Mannschaft war das Niveau in den ersten Spielen schon etwas Neues, aber man sieht eine Entwicklung. Sie haben einen Satz gegen Friedrichshafen und ihr erstes Spiel gegen VCO Berlin gewonnen. Wir dürfen sie nicht unterschätzen, aber wir müssen uns in diesem Spiel schon als Favorit sehen, mit dem Ziel, klar zu gewinnen.

Wie findet sich Ihr Vater eigentlich nach so vielen erfolgreichen Jahren in Innsbruck und anschließend mit den Alpenvolleys in einem Leben ohne Top-Volleyball zurecht?

Es ist ihm nicht leicht gefallen, das Projekt Alpenvolleys aufzugeben, das sportlich drei Jahre lang doch ein Erfolg war, wirtschaftlich dagegen nicht die Erwartungen erfüllt hat. Aber durch die Corona-Situation hat er wohl den richtigen Zeitpunkt gefunden, aufzuhören. Innsbruck spielt jetzt in der 2. Liga, da ist nicht so viel zu tun und er hat mit seiner Firma (Hannes Kronthaler leitet ein Bauunternehmen/d. Red.) genug um die Ohren.

Hat er Sie mit Ihrem neuen Team eigentlich schon live erlebt?

In Bühl war er wegen der Einreisebeschränkungen leider noch nicht. Bis jetzt hat er nur gestreamt. Ich hoffe, er schafft es in der Rückrunde, mal vorbeizukommen.

Sie spielen ab 12. Januar die EM-Qualifikation in Israel. Bleibt da überhaupt viel Zeit für einen Besuch in der Heimat?

Gleich nach dem Spiel in Unterhaching fahre ich nach Innsbruck, feiere zuhause mit der Familie am 24. und 25., aber dann geht es sofort weiter zur Nationalmannschaft.

Interview: Umberto Savignano

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