Augsburg – Rafal Gikiewicz lieferte ein Heldenspiel, wie es Torhütern im DFB-Pokal manchmal gelingt. Da stürmen die Top-Profis in einer Welle nach der anderen auf ihn zu, doch er boxt Bälle über die Latte, fliegt in die Ecken und stoppt Gegners Alleingänge, indem er den Fuß ausfährt. Der Fehler an der Geschichte: Gikiewicz’ Glanztaten brachten seinem Team unterm Strich nichts ein, und der Pole ist auch nicht Goalie bei irgendeinem wackeren Amateurclub, der sich in die zweite Runde des Wettbewerbs verirrt hat. sondern spielt für den FC Augsburg, der wie RB Leipzig Bundesligist ist. Wovon gestern Abend aber nichts zu sehen war: Leipzig gewann beim FC Augsburg alias Fußball-Club Gikiewicz 3:0.
Das hatte den Charakter einer Bestrafung. Leipzig hatte für sich gleiches Recht erbeten wie die international tätigen Kollegen vom FC Bayern und aus Leverkusen, die ihre Pokalspiele erst im Januar austragen müssen. Augsburg lehnte das Ansinnen von RB ab. Es wollte den Vorteil, gegen womöglich ermattete Leipziger antreten zu können, nicht aus der Hand geben und fürchtete zudem, die Rasenballer würden im neuen Jahr mit weiteren Neuzugängen antreten.
RB-Trainer Julian Nagelsmann, der früher in der zweiten Mannschaft des FCA gekickt hatte, tarnte sich im Vorfeld der Begegnung mit Gelassenheit und kündigte an, man werde trotzdem bereit sein. Das stimmte: Nach 22 Minuten wies die Statistik für Leipzig 88 Prozent Ballbesitz aus und für den FC Augsburg peinliche 12. Und Willi Orban hatte nach einer Ecke per Kopf das 1:0 für die Gäste erzielt. Heiko Herrlich, Augsburgs Coach, merkte, dass es keine gute Idee war, mit drei Sechsern angetreten zu sein und stellte ein bisschen um. In der 30. Minute feierte sein Team einen Erfolg: Es hatte eine Ecke. Herrlich musste einsehen: „Leipzig ist nicht unsere Kragenweite. Das Beste war, dass es zur Halbzeit nur 0:1 stand.“
Der eingewechselte Poulsen und Angelino zauberten in der zweiten Halbzeit den Ball an FCA-Torwart Gikiewicz vorbei. „Unser Freilauftempo war aber nicht mehr so aggressiv“, sprach Julian Nagelsmann einen Fußballgelehrtensatz und freute sich, dass er bei dem klaren Spielverlauf die Gelegenheit hatte, „Nachwuchsspieler Eric Martel, der sonst immer nur Spielersatztraining hat, ein paar Minuten zu geben“. Zwei – Schiri Stegemann machte pünktlich Schluss,
Hochzufrieden verabschiedete Nagelsmann sich ins Weihnachtsfest. Programm: „Bei der Mama in Landsberg. Geschenkewichteln mit den Kindern.“ GÜNTER KLEIN