Coronafall bei der Tournee

Auf wackeligen Beinen

von Redaktion

PATRICK REICHELT

Das volle Ausmaß der Nachricht wurde erst gestern Mittag deutlich. Die polnische Mannschaft ist raus aus dem Auftaktwettbewerb der 69. Vierschanzentournee. Bei den obligatorischen Corona-Tests vor dem Start wurde zwar nur Klemens Muranka auffällig. Doch die Behörden entschieden: Das Risiko, dass die Krankheit auch auf dessen Teamkollegen übergegriffen haben könnte, ist zu groß. Keine Frage: Das ist ein gewaltiger Paukenschlag. Noch ehe die Tournee begonnen hat, sind einige der aussichtsreichsten Protagonisten aus dem Rennen. Mit Kamil Stoch und Dawid Kubacki zwei Männer, die für drei der letzten vier Gesamtsiege stehen. Nicht zu vergessen der Weltcup-Vierte Piotr Zyla.

Es mag schon sein, dass die Sache glimpflich endet und, dass sie alle vielleicht schon am Neujahrstag in Garmisch-Partenkirchen zumindest wieder um Tagessiege mitkämpfen können. Doch der Fall der Polen zeigt, auf welch wackeligen Beinen auch der Traditionswettbewerb Tournee in diesem Jahr steht. Die Hygienekonzepte mögen akribisch ausgetüftelt worden sein – eine Garantie gibt es nicht, dass die Blase hält, in der die Springer nun von Tourneestation zu Tourneestation ziehen. Es ist gut möglich, dass in Garmisch-Partenkirchen, Innsbruck oder Bischofshofen auch andere aus dem Rennen kippen.

Man kann natürlich darüber streiten, welchen sportlichen Wert das deutsch-österreichische Springerturnier unter diesen Voraussetzungen hat. An dessen Ende ein Athlet den goldenen Adler in den Nachthimmel von Bischofshofen stemmen wird, der nicht nur der Beste, sondern auch der Gesündeste dieser neun Tourneetage war. In dieser Hinsicht freilich besteht in der Szene ein breiter Konsens. Den nicht zuletzt Norwegens Coach Alex Stöckl in ziemlich drastische Worte fasste. Bei dieser Tournee, ja im gesamten Winter, so sagte der Trainer von Topfavorit Halvor Egner Granerud, gehe es vielleicht auch um Siege und Titel, vor allem aber um die Sache. Würde man Wettbewerbe wie die Tournee absagen, dann wäre der Wintersport im Anschluss nicht mehr derselbe.

Nun gut, zumindest das hat man in der Springerszene bislang verhindern können. Bislang wurden alle Veranstaltungen planmäßig ausgetragen. Im polnischen Team wird man das fürs Erste wohl wenig tröstlich finden.

patrick.reichelt@ovb.net

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