München – Es war die Höchststrafe. Gerade mal eine Minute und 13 Sekunden durfte Matej Rudan beim 84:70-Erfolg über Bamberg auflaufen. Während des Kurzeinsatzes hörte man den für Magenta Sport verkabelten Andrea Trinchieri mehrfach laut „RUDAN, RUDAN“ schreien. Dann hatte der Coach der Bayern-Basketballer genug. Trinchieri wechselte den 19-Jährigen nicht nur aus, sondern schickte ihn auf direktem Wege Richtung Umkleide.
„Das nächste Mal schicke ich ihn bis zur Busstation“, sagte Trinchieri nach dem Spiel. Der Italiener hatte in den letzten Wochen häufiger die Einstellung Rudans angeprangert. Den beiden anderen Youngstern im Team der Münchner, Sasha Grant (18) und Jason George (19), läuft der Kroate deutlich hinterher. „Sasha und Jason arbeiten hart und versuchen sich jede Minute auf dem Court zu verdienen. Matej hat das nicht verstanden“, sagte Trinchieri. Wenn er auf solche eine „schlechte Einstellung“ nicht reagieren würde, so der 52-Jährige, wäre er kein guter Coach.
Trinchieri ist bekannt dafür, dass er alles aus seinen Spielern rausholen möchte, In seinen 25 Jahren als Trainer habe Trinchieri noch keinen talentierten Spieler erlebt, der erfolgreich wurde, ohne sich aus seiner Komfortzone zu bewegen. „Matej geht auf den Court, als sei er Shaquille O‘Neal, hätte fünf Ringe gewonnen und würde uns einen Gefallen tun, dass er mit uns spielt“, so der gebürtige Mailänder.
Beim Spiel gegen Bamberg sorgte vor allem das defensiv bärenstarke dritte Viertel – nur zehn zugelassene Punkte – dafür, dass die Talente zum Schluss hin noch Spielzeit erhielten. „Wenn wir gleich zu Beginn mit mehr Energie reingehen, können wir am Ende auch unsere jungen Spieler mehr einsetzen“, sagte Paul Zipser. Der Nationalspieler vermutete, dass sein Team „nach den Feiertagen ein bisschen eingerostet.“
Im Gegensatz zu Rudan nutze Grant seine Minuten auf dem Parkett und überzeugte mit einer soliden Vorstellung. „Er hat eine super Plus-Minus-Statistik heute, hat dem Team sehr geholfen und verdient es Minuten zu bekommen“, lobte Trinchieri seinen Landsmann. Lob sei bei einem jungen Spieler immer gefährlich sagte der Coach mit einem Augenzwinkern, „also bin ich lieber sehr unglücklich über Sasha.“
Rudan wird sich hingegen im Training zurück ins Team kämpfen müssen: „Er ist einer der der talentiertesten Spieler, die ich gesehen habe. Jetzt habe ich Zweifel, ob er wirklich denkt, dass er Profi werden möchte“, sagt Trinchieri. NICO-MARIUS SCHMITZ