Studie: Die Mehrheit der Fans sieht den Profifußball kritisch

von Redaktion

64,8 % fordern einschneidende Reformen – 78,7 % empfinden die Kommerzialisierung als überzogen

München – Die deutschen Fans sehen den Profifußball mit großer Mehrheit überaus kritisch. Das geht aus einer Studie hervor, die FanQ, die Umfrage-App für Fußballfans, im Auftrag des SID durchgeführt hat. Knapp 1200 Fußballfans nahmen an der repräsentativen Erhebung teil. Die Ergebnisse zeigen, dass 78,7 % der Fans, die Kommerzialisierung im Profifußball als überzogen empfinden.

Zudem bringen die Resultate der Studie auch Kritik an der Spannung der Meisterschaft zum Ausdruck. 72,5 % der Befragten schätzen, dass das Meisterschaftsrennen diese Saison langweilig wird. Vor diesen Hintergründen attestieren 75,2 % eine Fehlentwicklung des Profifußballs und 64,8 % fordern eine einschneidende Reformierung.

In der Studie wird auch dargestellt, welche Aspekte der Kommerzialisierung die Fans negativ sehen und vor allem in welchem Maße. So bewerten zum Beispiel 85,7 % der Befragten die Höhe der Gehälter und Transfersummen als überzogen, 4,6 % als neutral. Lediglich 9,7 % finden sie in Ordnung. Eine ähnliche Stimmenverteilung ist auch bei der Frage der finanziellen Schere zwischen großen und kleinen Clubs zu beobachten. 86,9 % finden den Abstand zu groß, 5,3% neutral und nur 7,7% in Ordnung. Auch die Preise des Lieblingsvereins für klassische Fan-Produkte wie Tickets, Catering und Merchandise werden mehrheitlich als überzogen (61,4 %) angesehen.Auf die Frage wie man aktuell die Kommerzialisierung im Sport bewertet, antworten 78,7 % ‘(völlig) überzogen’, 12,3 % ‘neutral’ und nur 9,0 % ‘(völlig) in Ordnung’.

Die Bewertung der Spannung der Bundesliga war ein zweiter wichtiger Bestandteil der Studie. Hier wurden die Fans gefragt, wie interessant der Wettkampf diese Saison wird. Der Kampf um den Klassenerhalt wird von 64,4 % als spannend eingeschätzt, 18,2 % erwarten eine durchschnittliche Spannung und 17,3 % halten den Abstiegskampf für nicht spannend.

Auch der Kampf um die Europa-League Plätze wird für diese Saison als weitestgehend spannend (65,5 %) prognostiziert. Die Antworten „durchschnittlich“ und „nicht spannend“ erhalten 22,8 % und 11,7 % Zustimmung. Im Hinblick auf die Champions League Plätze glauben nur noch etwas mehr als die Hälfte der Befragten (52,4 %) an einen spannenden Wettkampf. 18,0 % erwarten einen durchschnittlichen Spannungsgrad. Mehr als ein Viertel der Befragten (29,5 %) erwarten keinen spannenden Kampf um die Königsklasse.

Wie bereits angeführt schätzen fast drei Viertel der Befragten (72,5%) den Meisterschaftskampf für die laufende Saison als nicht spannend, davon 48,8 % als „überhaupt nicht spannend“ ein. 10,0 % gehen von einem durchschnittlich spannenden Titelrennen aus und nur 17,5 % glauben an einen interessanten Kampf um die Meisterschale.

Darüber hinaus legt die Studie einen Fokus darauf, wie Fans das Handeln der Akteure im Profifußball bewerten. Die Befragten sind in dieser Hinsicht relativ gespalten in ihren Ansichten. So denken nur 41,0 %, dass den Akteuren die Interessen der Fans wichtig sind. 33,1 % sind der Meinung, dass ihnen die Interessen der Fans nicht wichtig sind. 25,8 % antworteten mit „neutral“.

Insgesamt sieht eine deutliche Mehrheit der befragten Fans aktuell eine Fehlentwicklung im Profifußball. Auf einer 5-Sterne-Skala stimmten 75,2 % mit 4 oder 5 Sternen, also hohe bis sehr hohe Zustimmung, einer Fehlentwicklung zu. Gerade einmal 6,2 % stimmten mit 1 oder 2 Sternen und somit für wenig bis keinen Zuspruch. Auf die Aussage, der Profifußball sollte reformiert werden’ geben 64,5 % hohen oder sehr hohen Zuspruch und nur 11,1 % widersprechen.

„Die Mehrheit der Fans wünscht sich eine grundlegende Reformierung des Profifußballs. Dies legen die Ergebnisse der Studie nahe“, sagt Studienleiter Joachim Lammert. Eine Entscheidung im Sinne des Status Quo der letzten Jahre und ein Festhalten an einer nur wenig veränderten TV-Geld-Verteilung, trotz der zuvor geäußerten Demut und der Versprechungen von mehr Solidarität, schwäche die Attraktivität der Liga, verringere weiter die Fannähe und sorge für ein Akzeptanzproblem des Profifußballs in der Gesellschaft. Lammert weiter: „Mit der Verabschiedung des jüngsten TV-Verteilerschlüssels haben die Verantwortlichen die Chance vertan, einen großen Schritt in die richtige Richtung zu gehen und den Interessen der Fans Rechnung zu tragen.“  sid

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