Ein Zentimeter entscheidet das Spitzenspiel

von Redaktion

München unterliegt in Mannheim auf denkbar knappste Art – Zwei Teams mit „kurzer Bank“

VON GÜNTER KLEIN

Mannheim/München – Die Adler Mannheim und der EHC München sind von ihrem Leistungsvermögen nahe beieinander, das weiß man. So messbar eng wie am Samstagabend verlief aber noch nie ein Duell der beiden Großmächte der Deutschen Eishockey Liga (DEL). Mannheim gewann 3:2 nach Penaltyschießen – aber was für ein Penalty war das, der die Entscheidung brachte!

Matthias Plachta, der Nationalspieler, vollführte ihn. In einer langsamen Kurve fuhr er auf den Münchner Torhüter Kevin Reich zu und begann dann kurz vor ihm mit der Trickserei. Der Puck ging an den rechten Pfosten, prallte von dort an die linke Schlittschuhkufe von Reich und rutschte in aufreizender Langsamkeit schräg über die Linie. Einen Zentimeter dahinter blieb er liegen. Tor. Es war das einzige bei beiderseits drei Penaltyversuchen, für den EHC scheiterten Philip Gogulla, Mark Voakes und Kalle Kossila.

„War ein Superspiel“, befand EHC-Trainer Don Jackson. er sprach von einem „gewonnenen Punkt“, verbuchte es also als Erfolg, dass seine Mannschaft nach 60 Minuten nicht verloren hatte. 2:2 stand es bereits nach dem ersten Drittel: Nico Krämmer (9.) und Markus Eisenschmid (13.) hatten für Mannheim vorgelegt, sie trafen in das Tor, hinter dem ein Mutmach-Plakat der Mannheimer Fans prangte: „Auch in Zeiten einer Pandemie – Unsere Liebe endet nie,“

Der EHC konnte binnen 37 Sekunden ausgleichen, die Tore von Mark Voakes (17.) und Kalle Kossila leitete Offensivverteidiger Zach Redmond mit langen Pässen in die Spitze ein. Redmond war mit 25:42 Minuten Eiszeit der Spieler, den Don Jackson am stärksten beanspruchte.

Beide Teams hatten eine – Mannheims Trainer Pavel Gross wählte den Fachbegriff – „kurze Bank“, wegen zahlreicher Verletzungsausfälle reichte es zu vollständigen vierten Sturmreihen nicht mal auf dem Papier. Den 19-Jährigen Elias Lindner, kurzfristig in den Profikader gerückt, schickte Don Jackson nur viermal aufs Eis. In der Endphase setzten sich Mannheim und München mit drei Reihen gegenseitig unter Dauerfeuer. Der EHC schoss unterm Strich öfter, die Mannheimer blockten beherzt die Münchner Schüsse, allen voran Nico Krämmer, der Landshuter. „Beide Mannschaften sind topfit, weil sie früh mit Teamtraining angefangen haben“, erklärte EHC-Verteidiger Yannic Seidenberg das ansprechende Niveau des Spitzenspiels nach gerade einmal zwei Wochen DEL-Saison.

Es war für beide das erste Match des neuen Jahres. Adler-Trainer Pavel Gross meinte philosophisch im Rückblick auf das alte: „Ich hoffe, dass wir auf 2020 nicht nur schimpfen, sondern alle Branchen daraus lernen.“ Don Jackson sagte: „Mich freut es, dass wir überhaupt Eishockey spielen dürfen.“ Lieber verliert man dann auch mal knapp. „Bis zum nächsten Mal.“

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