München – Derby oder kein Derby? Für Stefan Lex, 31, den früheren Ingolstädter, stellt sich die Frage nicht – die Antwort des genesenen 1860-Stürmers fällt eindeutig aus. „Ein richtiges Derby ist Ingolstadt aus unserer Sicht nicht. Wir haben ja schon drei Spiele innerhalb Münchens, wenn man Haching mit einrechnet (dazu Bayern II, Türkgücü). Diese drei Spiele haben mehr Derby-Charakter für uns.“ Beim Gegner am kommenden Montag werde das allerdings anders gesehen, berichtet Lex aus eigener Erfahrung: „Aus der Richtung würde ich sagen, dass es schon ein Derby ist. In der 3. Liga sind wir sicher attraktiver für Ingolstadt als andere Vereine. Ich weiß auch von früher, dass es da eine gewisse Rivalität gab.“
Gespeist wird die weniger aus denkwürdigen Duellen in gemeinsamen Zweitligajahren, sondern durch den Umstand, dass man in der Audi-Stadt einen anderen Blick auf den eigenen Verein hat als in der Landeshauptstadt 80 Kilometer südlich. Lex, der Aufstiegsheld des FCI, erinnert sich: „Teilweise hat Ingolstadt ja Bundesliga gespielt, da kam es gar nicht gut an, wenn die Zeitungsberichte von 1860 aus der 2. Liga größer waren – oder sogar aus der Regionalliga. Vielen Leuten war das ein Dorn im Auge.“ Mit Blick auf das Duell am Montag ahnt Lex, der auf halber Strecke in Eitting wohnt: „Deswegen wollen die mit Sicherheit gut ausschauen gegen uns.“
1860 dann wieder mit Lex? „Grundsätzlich geht’s mir ganz gut“, sagt der Stürmer, der sein letztes Spiel am 15. Dezember bestritt. Beim 3:0 in Kaiserslautern musste er zur Pause raus und war seither mit einer lästigen Oberschenkelverletzung außer Gefecht. Jetzt allerdings geht es aufwärts. „Ich hab am Mittwoch wieder mit dem Mannschaftstraining angefangen, allerdings nur Teile mitgemacht“, berichtet Lex. „Es war wichtig, dass ich mit meiner muskulären Geschichte nicht zu früh anfange. Jetzt hoffe ich, dass es Schritt für Schritt weitergeht und ich für Montag infrage komme.“ Ob von Anfang an oder als Joker, werde man sehen.
Unabhängig vom vielversprechenden Biankadi-Einstand würden die Löwen gerne auf die Dynamik ihres zweitbesten Scorers zurückgreifen. Zumal sich ja nicht nur die Löwen im Aufwind befinden (zuletzt zehn von zwölf möglichen Punkten), sondern auch Ingolstadt, das noch einen Platz besser dasteht und im neuen Jahr schon zwei Siege vorweisen kann (2:1 gegen Duisburg, 2:0 in Zwickau). „Es wird sicher ein interessantes Spiel“, sagt Lex: „Wir haben ja auch noch was gutzumachen vom letzten Sommer. Bei der Niederlage am letzten Spieltag haben wir uns klar geschlagen geben müssen (0:2). Jetzt wollen wir zeigen, dass wir einen Schritt weiter sind.“
Dass Ingolstadt den Last-Minute-K.o. im Aufstiegskampf 2020 so gut weggesteckt hat – zumindest für Lex ist es keine Überraschung: „Im Endeffekt ist es ja die gleiche Mannschaft. Die hatten nur einen Abgang, der ihnen ein Stück weit wehtut, den Thali (Maximilian Thalhammer/Red.). Insgesamt ist es eine gefährliche Mannschaft, wo viele Leute ein Tor machen können. Von daher: schwierige Aufgabe für uns, aber wir werden alles in die Waagschale werfen – und am besten die drei Punkte in München behalten.“ ULI KELLNER