WM-Medaille als Ziel

von Redaktion

NORDISCHE KOMBINATION Geiger möchte Dominator Riiber ärgern

VON JULIAN NETT

München – Wenn der internationale Ski-Verband FIS das Gelbe Trikot für den Gesamt-Weltcupführenden der Nordischen Kombinierer nachbestellt, empfiehlt sich das Copy-and-Paste-Verfahren. Schließlich haben sich die benötigten Maße seit November 2018 nicht mehr verändert. So lange schon dominiert der Norweger Jarl Magnus Riiber (23) den Sport. In der vergangenen Saison gelang überhaupt nur zwei anderen Athleten ein Weltcupsieg. Dem Japaner Akito Watabe. Und Vinzenz Geiger.

„Teilweise fühlt man sich vielleicht ein bisschen machtlos“, sagt der Oberstdorfer Geiger vor dem nächsten Weltcup-Rennen heute in Val di Fiemme. An den Ort in Südtirol habe er „noch gute Erinnerungen“. 2020 konnte er an dieser Stelle Riibers Übermacht zumindest kurzzeitig unterbrechen. „Wenn man es einmal schafft, merkt man, dass es möglich ist“, sagt der 23-Jährige, aktuell Dritter im Gesamtweltcup. Trotzdem sieht er seinen Kontrahenten aus Skandinavien in einer ganz eigenen Liga: „Er ist der beste Kombinierer, das ist klar. Das war letztes Jahr schon so und wird dieses Jahr wahrscheinlich auch so sein, weil er einfach auf einem anderen Niveau springt als ich.“

Das Springen ist und bleibt das große Manko der deutschen Kombinierer. Zuletzt war bei Geiger, Eric Frenzel und Co. aber zumindest ein klarer Aufwärtstrend erkennbar. „Alle haben im Springen einen Schritt nach vorne gemacht“, stellt auch Geiger fest. Sein persönlich größtes Defizit, die Anfahrtshocke, hat er inzwischen im Griff, der Weg zum Absprung ist deutlich stabiler. Was mit soliden Sprüngen möglich ist, bewies Geiger bei den letzten beiden Rennen des vergangenen Jahres. Im österreichischen Ramsau blieb er nach der Schanze jeweils in Reichweite und holte dank starker Laufleistung einen Doppelerfolg.

Die Fortschritte im Springen sind auch Geigers große Hoffnung für die Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in seiner Heimat Oberstdorf (23. Februar bis 7. März). „Mein großes Ziel ist eine Medaille“, erklärt Geiger. „Ich weiß, dass ich sehr gut laufen kann. Wenn ich die Form beibehalte und vorne mitspringe, dann ist alles möglich.“

Getrübt werden diese positiven Gedanken durch die besonderen Umstände. „Die Vorfreude wäre schon anders, wenn man wüsste, dass es eine richtig geile WM wird“, sagt Geiger. „Wenn man an die Stimmung 2005 denkt, tut einem das richtig weh.“ Noch immer rechnen die Veranstalter mit Fans vor Ort. „Wir planen derzeit mit 2500 Zuschauern beim Springen und 2000 beim Langlauf“, sagte Franz Steinle, Präsident des Deutschen Skiverbandes, am Dienstag. Eine Entscheidung werde aber „nicht vor Ende Januar“ getroffen.

Vinzenz Geiger würden Zuschauer bei seiner Heim-WM freuen. Auch, um seinen Sport etwas populärer zu machen. „Die Fernsehberichterstattung behandelt den Wintersport nur sehr oberflächlich“, sagt er. Deshalb betreibt der Team-Olympiasieger von 2018 seit Kurzem einen eigenen Podcast, um den Fans einen tieferen Einblick in den Alltag der Skistars zu geben. Regelmäßig lädt er dafür Wintersportler aus verschiedenen Disziplinen ein. Einen ehemaligen Ausnahmeathleten hätte er besonders gerne mal am Mikro: die österreichische Alpin-Legende Marcel Hirscher.

Artikel 10 von 11