Von 1:4 auf 6:4 – Don Jackson kann seinen EHC nicht erklären

von Redaktion

VON GÜNTER KLEIN

Schwenningen/München – Don Jackson ist 64 Jahre alt, als Eishockeyspieler in den 80er-Jahren hat er an der Seite des legendären Wayne Gretzky den Stanley Cup gewonnen, als Trainer erlebte er am Samstagabend sein 901. Spiel in der DEL. Der von ihm gecoachte EHC München gewann bei den Schwenninger Wild Wings 6:4 – nach 1:4-Rückstand aus dem ersten Drittel. „Dass Leistung so wechselt“, staunte auch Routinier Jackson, „dafür gibt es manchmal keine Erklärung.“

Dennoch sucht man nach ihnen, und die Erklärung, warum der EHC nicht unterging wie vergangene Woche bei der 5:6-Heimniederlage gegen Augsburg, trug einen Namen: Trevor Parkes. Der kanadische Stürmer schoss folgende Tore: 1:1, 2:4, 4:4, 5:4. Es waren seine Saisontreffer Nummer sechs bis neun im achten Spiel. „Hut ab“, sagte Jackson und erinnerte sich, dass während des Vorbereitungsturniers um den MagentaSport Cup, in der kanadischen Reihe mit Parkes, Mark Voakes und Chris Bourque die Köpfe hingen, weil sie nicht scorten. „Doch seit die Saison läuft, haben sie den Schalter umgelegt.“ Ist ja oft so bei Nordamerikanern, dass sie liefern, wenn es darauf ankommt. Parkes selbst relativierte seine Einschüsse: „Dreimal war das Tor frei.“

Bemerkenswert an der Aufholjagd der Münchner war auch, dass sie noch 3:4 hinten lagen und ihnen gerade ein reguläres Tor nicht anerkannt worden war, als Don Jackson Torwart Kevin Reich in der drittletzten Minute vom Eis nahm und durch einen zusätzlichen Angreifer ersetzte. Trevor Parkes benötigte nur zehn Sekunden zum Ausgleich. Und staubte dann noch zum 5:4 ab. Am Ende agierte Schwenningen ohne Torwart – und fing sich das 4:6 durch Frank Mauer.

Doch ebenso ein Thema wie das Comeback ab dem zweiten Drittel war, wie die Münchner sich ein erstes Drittel mit einem 1:4 erlauben konnten. Es erinnerte an das 1:5 im Mittelabschnitt im Match davor gegen Augsburg. Das Erlebnis wirkte noch nach. Jackson sah seine Mannschaft „immer einen Schritt zu langsam“, Verteidiger Konrad Abeltshauser monierte, „dass wir bei den Nachschüssen zu weit weg sind. Da fehlt uns die nötige .urgency’-„ Urgency heißt Dringlichkeit, Druck – der Paradebayer ist mit einer Amerikanerin verheiratet, daheim wird Englisch gesprochen. Ab dem zweiten Drittel spielte der EHC eindringlich genug. „Wir wurden zu passiv“, fand Schwenningens Trainer Niklas Sundblad. „Vielleicht fielen unsere vier Tore zu leicht.“ Insgesamt feuerten die Wild Wings nur 17 Torschüsse ab – München 52. So gesehen war Schwenningen effizienter.

Die Statistik legt die wunden Punkte beim EHC offen: 26 Gegentore in acht Spielen, im Schnitt also über drei, sind ungewöhnlich viele für Münchner Verhältnisse – und die zweitmeisten in der Südgruppe der Liga. Die Fangquoten der Torhüter sind folglich unterdurchschnittlich: Kevin Reich hielt 89 Prozent der Schüsse auf seinen Kasten, Daniel Fießinger nur 85,7. Die Besten in der Liga liegen bei über 94 Prozent.

Die schöne Seite der Statistik: Das letzte Drittel ist meist das verlässlichste des EHC. Nur eines in seinen acht Punktspielen hat er verloren (0:2 zum 4:6 gegen Ingolstadt). Das kann man erklären: Wird es ernst, spielt der EHC gefasst. Am heutigen Montag (18.30 Uhr) geht es gegen Straubing. Don Jackson wünscht sich ein Spiel, das gut ausgeht wie das in Schwenningen, aber anders läuft.

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