Union Berlin
Das Spiel am Freitagabend zwischen Union Berlin und Bayer Leverkusen war sportlich spannend, wenn auch nicht hochklassig. Union machte mit dem 1:0-Sieg gegen Bayer seine Ansprüche Richtung vordere Tabellenplätze deutlich. Bayer verabschiedete sich vorläufig aus dem Feld der Titelkandidaten. In Erinnerung bleibt aber vor allem der Eklat um Unions Florian Hübner und Bayers Nadiem Amiri. Der Berliner soll den Gast aus Leverkusen aufgrund seiner afghanischen Herkunft beleidigt haben. Nach dem Spiel kam es in der Leverkusener Kabine zur Aussprache. Das Problem: Schiedsrichter Osmers hat den Vorfall im Spielprotokoll vermerkt. Der DFB-Kontrollausschuss hat die Ermittlungen aufgenommen, Hübner droht eine Sperre.
Auf Union-Seite versucht man nun alles, um die mögliche Sperre so gering wie möglich. Die Verantwortlichen bestreiten, dass von Hübner solch drastische Worte gefallen sind, wie von Amiris Mitspieler Jonathan Tah direkt nach Spielende behauptet. Was aus Sicht der Hauptstädter genau passiert ist, will man allerdings nicht verraten. Stattdessen verweist man darauf, dass die Hautfarbe von der Ehefrau von Hübners ja „anders ist als weiß“. Eine seltsame Erklärung. Als ob jemand durch einen Partner mit einem anderen Aussehen als man selber nicht trotzdem in rassistische Denkmuster verfallen könnte.
Sportlich läuft es sensationell in Köpenick. Auch in der Außendarstellung überzeugte der Club in den letzten Jahren. Hoffentlich bleibt das Auftreten des Vereins am 16. Spieltag eine unrühmliche Ausnahme.
Borussia Mönchengladbach
Auch gegen den VfB Stuttgart hat Lars Stindl gezeigt, dass er ein außergewöhnlicher Fußballer ist. Sein Pass zum 2:1 gegen die Schwaben auf Zakaria? Weltklasse Die einzige Schwachstelle von Stindl in den letzten Jahren: zu viele Verletzungen. Da er für seine Spielweise jedoch körperlich topfit sein muss, braucht er immer wieder Zeit, um sich nach den Pausen auf das notwendige körperliche Niveau zu bringen. Aktuell hat Stindl sein Topniveau. Bundestrainer Joachim Löw sollte genau überlegen, ob der Gladbacher nicht die ideale Ergänzung wäre. Die super-schnellen Gnabry, Sané und Werner könnte Stindl sehr gut mit Pässen füttern – wie Zakaria am Samstag.
Zudem gibt es wenige Spieler, die neben ihrer Rolle als Vorbereiter auch als Vollstrecker so abgeklärt agieren, wie der 32-Jährige. Das Risiko für Löw, Stindl in den nächsten Länderspielen im März zu testen, ist dazu äußerst gering. Schlimmer als zuletzt kann es kaum werden.
Werder Bremen
Glaubt man den Beobachter von vor Ort, hat sich am Samstag in Bremen Erstaunliches zugetragen. Kaum einer von denen kann sich an ein Spiel erinnern, das in der Bundesliga von solch mieser Qualität war, wie das Heimspiel vom SV Werder Bremen gegen den FC Augsburg. Anscheinend hat man an der Weser aus der letzten Saison gelernt, als der Mannschaft von Trainer Florian Kohfeldt in zahlreichen Auftritten attraktiver Fußballer attestiert wurde, am Ende die Norddeutschen aber oft mit leeren Händen dastanden und den Abstieg in die zweite Liga nur gerade so in der Relegation gegen Heidenheim verhindern konnten.
Der neuen Bremer Hässlichkeit kommt das leere Heimstadion entgegen. Mit vollen Rängen wäre ein solcher Auftritt wie an diesem Wochenende nicht denkbar gewesen. Das Publikum würde ihnen deutlich die Meinung geigen. Ganz egal wie desaströs die letzte Saison fast geendet wäre. Fußball-Fans im Stadion leben im Hier-Und-Jetzt. Erst nach dem Stadionbesuch darf über Historie und Verhältnismäßigkeit diskutiert werden, davor soll die eigene Mannschaft jedoch gefälligst unterhalten.
Vielleicht schafft es der SVW ja, bei leeren Stadien so viele Punkte zu holen, dass man dem schönen Spiel auch wieder Chance gibt. Für die Fans und den Fußball. DANIEL MÜKSCH