Ein Fass ohne Boden

von Redaktion

Der FC Barcelona hat über eine Milliarde Euro an Verbindlichkeiten – eine knappe Million davon beim FC Bayern

München – Spare in der Zeit, dann hast du in der Not. Sprichwörter wie dieses scheinen beim FC Barcelona in den vergangenen Jahren nur wenig Gehör gefunden zu haben, denn nur so ist zu erklären, dass der spanische Weltclub Medienberichten zufolge in der Zwischenzeit über eine Milliarde Euro an Schulden angehäuft hat. In Zahlen: 1 170 000 000 Euro. Und das als umsatzstärkster Club weltweit.

Davon ist zuletzt aber offensichtlich wenig bis gar nichts unter dem katalanischen Kopfkissen gelandet, sondern wurde im Handumdrehen in kostspielige Transfers und irrwitzige Gehälter investiert. Nun steht Barça „kurz vor dem Bankrott“, wie die spanische Tageszeitung „El Mundo“ behauptet. Während die Einnahmen infolge der Pandemie immer weiter schrumpfen, wächst der Schuldenberg langsam aber sicher auf die Größe des Camp Nou an.

Sogar bei den Bayern steht Barça in der Kreide. Vor zweieinhalb Jahren transferierte der Rekordmeister den Chilenen Arturo Vidal an die Costa Brava. 18 Millionen Euro waren Barcelona die Dienste des damals 31-Jährigen wert, von denen trotz seines Weiterverkaufs an Inter Mailand immer noch knapp eine Million aussteht. Um genau zu sein: 950 000 Euro. Das geht aus einem jüngst veröffentlichten Geschäftsbericht des iberischen Clubs hervor, auf dem sämtliche Schulden für Transferzahlungen gelistet sind. Demnach weist Barça Rückstände für ausstehende Ablösesummen in Höhe von 197 Millionen Euro auf – davon 126 Millionen kurzfristiger Natur . Will heißen: Barcelona muss zügig zahlen.

Dem FC Liverpool stehen beispielsweise 40 Millionen Euro für den Deal mit dem Ex-Münchner Philippe Coutinho zu, Ajax Amsterdam rund 48 Millionen für Frenkie de Jong sowie Real Betis weitere neun Millionen für einen gewissen Junior Firpo, der es in dieser Spielzeit auf immerhin vier Ligaeinsätze gebracht hat. Der fünffache Champions-League-Sieger gleicht dieser Tage einem Fass ohne Boden. Bis Sommer müssen weitere 266 Millionen Euro an Banken zurückgezahlt werden.

Um die Ausgabenseite der Katalanen in eine gewisse Corona-Verhältnismäßigkeit zu bringen, wollte der Club sich mit seinen teuren Stars auf einen Gehaltsverzicht von insgesamt 190 Millionen einigen. Zu einem Ergebnis sind die Verhandlungen allerdings noch nicht gekommen. Hinzu kommt: Barça steht nach dem Rücktritt des skandalgeplagten Ex-Präsidenten Josep Maria Bartomeu ohne Führung da. Der neue Präsident sollte vergangenen Sonntag gewählt werden, die Wahl wurde jedoch corona-bedingt verschoben. Besserung ist nicht in Sicht.

Nicht nur, dass das mittlerweile vom Niederländer Ronald Koeman betreute Star-Ensemble in der heimischen Liga zehn Punkte Rückstand auf Tabellenführer Atlético Madrid aufweist, auch wirtschaftlich gesehen leben die Blaugrana nach wie vor in ihrer ganz eigenen Welt. Wie „El Mundo“ weiter berichtet, gehen die Barça-Bosse im aktuellen Geschäftsjahr von 56 Millionen Euro aus Stadioneinnahmen aus – eine optimistische Rechnung. Und als ob es nicht schlimmer kommen könnte, droht Barcelona im Sommer seinen Superstar Lionel Messi zu verlieren – und zwar ablösefrei. Immerhin: Man könnte so Gehalt in Höhe von 71 Millionen Euro einsparen. Und Schulden begleichen. J.C.MENZEL LÒPEZ

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