Die Gratulation für Boris Herrmann kam von seiner berühmtesten, ehemaligen Bordkameradin. „Herzlichen Glückwunsch, mein toller Freund Boris Herrmann, unter den Top 5 das härteste Rennen der Welt zu beenden“, twitterte Klimaaktivistin Greta Thunberg (18). 2019 war sie mit ihm über den Atlantik zu einem UN-Klimagipfel nach New York gesegelt, weil sie aus Umweltschutzgründen nicht fliegen und damit ein Zeichen setzen wollte. In den vergangenen 80 Tagen hat nun Herrmann Zeichen gesetzt.
Als erster Deutscher war er im November bei der Vendee Globe gestartet, der härtesten Einhand-Regatta der Welt. Und auf seiner 50 000 Kilometer langen Reise rund um die Welt hat er nicht nur hierzulande immer mehr Fans mit an Bord genommen. Denn Herrmann berichtete täglich von seinen Glücksmomenten, von Sorgen und Nöten, zog nicht nur Segel-Enthusiasten in seinen Bann. Allein im Livestream bei NDR.de waren am Mittwoch Abend 400 000 dabei, als sich seine Siegchancen auf so dramatische Weise in Luft auflösten.
Und doch hat er seinen Sport für einen Moment aus dem Nischendasein herausgeholt. Herrmanns Leistung und sein sympathischer Auftritt seien „medial das Beste, was dem deutschen Segeln seit langer Zeit passiert ist“, befand Jochen Schümann (66), als dreimaliger Olympiasieger und zweimaliger America’s-Cup-Gewinner selbst ein deutscher Sport-Star. Natürlich werden jetzt nicht hierzulande Hunderttausende sagen: Segeln ist mein Ding, das probiere ich auch mal. Aber: „Man muss das Unmögliche wollen, um das Mögliche zu erreichen“, sagte einst Hermann Hesse. Das – und Einiges mehr – hat Boris Herrmann bei der Vendee Globe geschafft …
Aber auch die Heldinnen der Hochsee dürfen nicht unerwähnt bleiben. Sechs Seglerinnen hatten die Vendee Globe auf sich genommen. Drei waren gestern noch im Rennen, die bestplatzierte, Clarisse Cremer, auf Rang zwölf – ein starkes Zeichen bei dieser ultimativen Herausforderung im Segeln.
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